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The kids are allright
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Das Fehlen der Erwachsenen
Erwachsene spielen keine Rolle auf dem Kinderspielplatz, auf dem sich Rocky, Robin und Philipp treffen. Die drei männlichen Jugendlichen suchen ganz auf sich gestellt nach ihren Zielen, Vorbildern und Werten. Freundschaft ist auf jeden Fall ein wichtiger. Verantwortung ebenfalls - auch wenn beides ziemlich raubeinig daher kommt. Mit Tritten zwischen die Beine, mit Blutgretschen, mit Scherzen über die Muschihaftigkeit des jeweils anderen werden die Verlässlichkeit der Beziehung immer wieder aufs Neue überprüft bzw. festgeklopft. Als ein Mädchen in die Männer-Runde zwischen den Holzbänken auf die Schaukel hüpft, werden die Karten neu gemischt. Philipp wohnt nach dem Selbstmord seiner Mutter im Heim. Er soll Aufnehme in eine Pflegefamilie finden, falls die Tochter Jenny zustimmt. Jenny gefallen zu wollen, liegt durchaus auch im Eigeninteresse Philipps. Sie ist ein besonderes Mädchen, das sich durch die bewusst harten Sprüche nicht so schnell abschrecken lässt. Doch sie ist es schließlich, die Philipp ein anderes Ziel als die bedingungslose Kumpanei mit seinen Freunden aufzeigt. So weigert er sich bei den Beulereien, die Rocky zum Beweis seiner Heldenhaftigkeit stets aufs Neue anzettelt provoziert, mitzumachen. Doch Robin kann seinen Bruder nicht alleine gegen die „Faschos“ zu Felde ziehen lassen.
Juliana Kern hat eine Geschichte geschrieben, die das Publikum sofort in ihren Bann zieht. Die raue Sprache lässt immer wieder die Gefühle der Jungen durchschimmern. Die Leerstelle der Erwachsenen füllen sie auf ihre Weise, mit ihren Ausdrucksformen. Ohne dass die dreißigjährigen Schauspieler versuchen würden 16-Jährige nachzumachen, liefern sie eine stimmige, mitreißende Darstellung der Personen. Sie bleiben bei sich und zugleich bei ihren Rollen. So können sie überzeugend wirken und die moralisch berührende und dramatische Geschichte zur Geltung kommen lassen.
Birgit Schmalmack vom 6.5.09