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Effi Briest, Schauspielhaus

Effi Briest - allerdings mit anderem Text und auch

Die Einsamkeit der Prärie in Hinterpommern

„Radio Briest, präsentiert von Bakoli, sendet für Sie heute eine weitere Folge über die berühmtesten Seitensprünge der Geschichte!“ Das Publikum ist live dabei im Radiostudio, wenn die Sendung entsteht. Heute soll es um Fontanes Effi Briest gehen. Doch nicht im 19 Jahrhundert scheint Effi (Ute Hannig) zu leben, sondern mitten in den Achtzigern. Die langen Mähnen, die Schlaghosen, die Glitzerpullis und die dicken Brillen verraten es. Die Geschichte um Effi Briest ist von der angestaubten Hörspielplatte mitten in die Popkultur gebeamt worden. „Is this the real live“, fragen sich die Protagonisten immer, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Wenn Effi mit ihrem neuen Gemahl, dem vielversprechenden Graf von Instetten ins langweilige Kessin in Hinterpommern aufbrechen muss, singt sie „I am going to Arizona“. Wenn Effi mit dem feschen Crampas (Yorck Dippe) anbandelt, umtänzeln sie sich in Bademoden, die wiederum von der Backzutatenfirma „Bakuli“ gesponsert wurden. Als ihr betrogener Gatte (Markus John) völlig sprachlos aufgrund der Entdeckung der Liebesbriefe zwischen seiner Frau und ihrem Liebhaber ist, stammelt er nur noch rhythmisch „Ba, ba, da, bam“. Die Inszenierung ist ein grandioses Machmerk von Clemens Sienknecht und Barbara Bürk. Sienknecht spielt gleich selbst Mutter Briest als prinzipientreue Frau, die viel besser als ihre Tochter zu dem Grafen Instetten gepasst hätte. Vater Briest (Michael Wittenborn) dagegen kann wesentlich mehr Verständnis für seine impulsive, lebensfrohe Tochter aufbringen und ahnt schon bald, wie viel sie ihr mit dieser arrangierten Ehe abfordern.
„Effi Briest - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“ bedient sich anders als der Titel vermuten lässt, oft des Fontane-Textes. Häufig versammelt sich die Hörergemeinde in den alten Polstersesseln um die knarzende Langspielplatte mit der sonoren Erzählerstimme oder lesen selbst mit verteilten Rollen aus dem Manuskript vor, das nur mit winzigen irritierenden Veränderungen gespickt wurde. Einzig die Melodien, die dazu gespielt und gesungen werden, sind tatsächlich völlig anders als erwartet. Sie versetzen in die Einsamkeit und Spießigkeit Amerikas statt in die von Hinterpommern. Der Sound der Musik und der Erzählhaltung ist zwar ein anderer als beim ehrwürdigen Fontane, doch die Geschichte um die unterdrückte und schließlich gebrochene Effi wird sehr ernst genommen. Obwohl es viele Anlässe zum Lachen an diesem Abend gibt, gelingt es dem Regie- und Schauspielerteam die Tragik ebenfalls genügend Raum zu geben.
Birgit Schmalmack vom 13.10.17




 

Effi Briest im Schauspielhaus Foto: Horn

Zur Kritik von

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SZ 
Nachtkritik 
Der Freitag 


John Gabriel Borkman, Theaterfestival

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