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Entwaffnung, Sprechwerk

Entwaffnung, Sprechwerk

Für Utopien kämpfen?

"Robin Hood spielen und dafür die Familie aufs Spiel setzen." Das wirft Esther ihren Eltern vor. Denen waren die Verhinderung der WAA Wackersdorf, der Startbahn West oder der Wiederbewaffnung Deutschlands wichtiger als ihre zweijährige Tochter. Gabriel und Ires wollten zusammen mit ihrem Kumpel Mosko etwas verändern. Auch mit Waffen. Esther kam zu einer Freundin, als ihre Eltern für die Sprengung eines Sendemastes ins Gefängnis mussten, für eine Tat, die sie nicht begangen hatten. "Aber wir hätten es tut können", betonen sie immer wieder. Sie gehörten zur Hausbesetzerszene, zum so genannten „antiimperialistischen Widerstand“, die mit Aktionen ihren Forderungen nach mehr Gerechtigkeit und weniger Überwachung Nachdruck verleihen wollten.
Die nun nach 30 Jahren vom Vater geplante Auflösung des ehemaligen Waffenlagers wird zu einem Familientreffen. Ires kehrt zurück in die Stadt, die sie nach der Trennung von Gabriel verlassen hat. Tochter Esther nutzt die Gelegenheit, um bohrende Fragen zu stellen. Die Familie hatte nie wieder zusammen gefunden, auch nicht als die Eltern wieder frei kamen. Iris hatte sich von ihren früheren Idealen verabschiedet, während Gabriel sich den Stolz auf ihre Taten bewahren wollte. Seien die Ziele von damals heute nicht lächerlich, fragt sich Iris und ihren Ex-Mann. Einen Sendemast zu sprengen, um auf die Gefahren der Überwachung hinzuweisen, mutet angesichts der heutigen freiwilligen Datenübermittlung im Netz geradezu absurd an.
Esther setzt sich derweil die Sonnenbrille auf und gibt sich distanziert. Für sie scheinen die Prioritäten völlig klar. Dass sie weder eine Tochter noch Ideale hat, will sie dabei lieber nicht thematisieren. Wer nichts macht, kann eben auch keine Fehler machen und sich leicht in die kritische Analytikerrolle verziehen.
Die Auseinandersetzung zwischen den Generationen wird bei "Entwaffnung" im Sprechwerk zu einem Schlagabtausch zwischen einer völlig abgeklärten Jugend, die sich ins Private zurückgezogen hat, und einer 68-Generation, die mit allen Mitteln die Welt verändern wollte.
Konstanze Ullmer hat zur 50jährigen Erinnerung an die 68er ein Stück auf die Bühne gebracht, das einen spannenden Diskurs verhandelt. Ob es realistisch ist, dass es dieses Waffenlager auch fast dreißig Jahre nach den Anschlägen noch geben könnte, sei dahingestellt. Doch der symbolische Akt der Entwaffnung bietet einen willkommenen Anlass zur intellektuellen und emotionalen Auseinandersetzung. Die vier tollen Schauspieler (Stephan Arweiler, Jasmin Buterfas, Joachim Liesert, Ines Nieri) meistern ihre Aufgabe hervorragend, ihren Charakteren Gestalt zu geben, auf fast leerer Bühne und trotz ständig blinkender LED-Lichtschläuche.
Birgit Schmalmack vom 9.11.18




 

Entwaffnung Sprechwerk

Der Mann im Strom, Ohnsorg

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