Warum immer noch Feminimus?



Mit Sandra Flubacher in die Tiefgarage, Rosa Thormeyer in den Dschungel des Hamburger Stadtparks und Oda Thormeyer in den Supermarkt. Sie alle reflektieren mit unterschiedlichen Texten Intellektueller die weibliche Wirklichkeit. Schon im Museum der Dinge, durch das der weibliche Guide Brigtte (Sandra Flubacher) die heutige Besuchergruppe führt, die sich im Nachtasyl versammelt hat, macht deutlich: Die Wirklichkeit und was wir dafür halten, ist von männlichen Vorstellungen geprägt. Ob die Preise für Rasierklingen (für Frauen doppelt so teuer), die Abmessungen in Autos, die zu einem vierfach erhöhten Unfallrisiko für Frauen führen, die Rate der Autor:innen im Verhältnis zu den der Männer, die Popbilder, die von weiblichen Showstars gezeichnet werden, die Absatzhöhe der Schuhe, die zu vermehrter Blasenbildung führt…. Es gibt viele Beispiele, die auf den weißen Ausstellungskuben zuerst zu besichtigen sind, bevor die drei Filme gezeigt werden, die in die drei Orte des städtischen Geschehens entführen.

Dann geht es in die Tiefgarage, in der die Angstrate für Frauen im Allgemeinen steigt, aber sich Sandra Flubacher auf den blasenfördernden Highheels ganz selbstbewusst den Werkzeugkoffer schnappt. Oder in den Dschungel, wo einst Forscher auf der Suche nach dem Frauenstaat waren, um ihr persönlichen Paradies zu entdecken und ihre eigenen Gelüste zu befriedigen, während sich Rosa Thormeyer sich zu Virgnia Woolf Texten auf der großen Freifläche des Stadtparks einen eigenen Raum zum Schreiben und Denken erschafft. Oder in den Supermarkt, wo Oda Thormeyer gleich alle Rollen verkörpert: den Sicherheitsbeamten, die Kassiererin, die Kundin, die Verkäuferin und das Phantom, das die Szenerie plötzlich in einen Thriller verwandelt und von der Kassiererin endlich den Mut zum Handeln erfordert.

Die charmante und spontane Art der Museumsführerin, die die Fortsetzung der Filme auf die Bühne verlängerte, indem sie zwischen ihnen in deren Kostümen deren Gedanken direkt mit dem Publikum weiterspann, machte den Abend unter der Regie von Katharina Arkit und Nadin Schumacher zu einer insgesamt intelligenten und unterhaltsamen Performance. Sie ermöglichte den Blickwechsel und zwar auf vielfältige Weise, indem sie alle Kanäle für die Neuaufnahme nutzte und so selbst trockene Texte zu laufenden Bildern werden ließ.

Birgit Schmalmack vom 17.12.21