Maskenball, Ernst Deutsch Theater

Maskenball im EDT Copyright: Silke Heyer c/o Ernst Deutsch Theater

Selbstvermarktung um jeden Preis

Hier können Sie berühmt werden, das versprechen die beiden Moderatorinnen Ulrica (Soomi Hong) und Oscar (Darlene Dobisch) der Show. Ihre Kostümierung lässt schon ahnen, dass das nicht ganz ernst gemeint ist. Hinter ihrer weißen Clownsmaskerade verstecken sie ihr wahres Gesicht. Und tatsächlich: Es melden sich drei Freiwillige aus den Reihen der Zuschauer, unter denen mit zwei Scheinwerfern eifrig nach Kandidaten gesucht wurde. Sie dürfen mit auf die Bühne, noch nichts ahnend, dass sie bald zu Spielbällen der beiden werden.

Aus Verdis Oper „Maskenball“ hat das Team des Opernlofts in Kooperation mit dem Ernst Deutsch Theater eine gut neunzigminütige Show gemacht, die kritisch auf die Methoden der TV-Casting-Shows blickt. Kurzerhand haben Inken Rahardt und Susann Oberacker in gewohnter und bewährter Manier das Musik und Textmaterial für ihn Ansinnen benutzt, umgeformt und neu arrangiert. Die volle Kraft der Verdi-Kompositionen entfaltet sich besonders bei Aline Letttow als Amelia. Die Übertitel geben nicht unbedingt die Übersetzung aus dem Italienischen wieder sondern eher den Inhalt, in den die beiden Macherinnen das Stück treiben wollen. So wird Amelia (Aline Lettow) zu der koketten Kosmetikerin, Riccardo (Richard Neugebauer) zum urigen Urologen und Renato (Axel Wolloscheck) zum markanten Makler. Ulrica und Oscar treiben die drei Kandidatinnen mit ihren Prophezeiungen und Spieleanweisungen direkt in ihr Unglück: Eine Ehekrise ist schnell angezettelt. Eifersucht, Rache, Mord sind die prognostizierten Folgen. Die Moderatorinnen lassen die aufgemalten Tränen nur zum Schein fließen und reiben sich derweil vergnügt die Hände. Für Aufregung, Erhöhung der Zuschauerquote und Unterhaltung war gesorgt.

Wenn dann zur Pause noch ein Polonäse Blankenese mit allen Zuschauern im Foyer gefeiert werden darf, sind auch die meisten Zuschauer klug eingefangen. Ein Glitzerhut, eine rote Nase und ein paar Luftschlangen für jeden tun ihr Übriges. Oberacker und Rahardt haben auch das Ernst Deutsch Theater Publikum mit ihrer Unterhaltungsmasche geschickt eingefangen. Wenn in der zweiten Hälfte das Drama seinen Lauf nimmt und die drei Kandidaten unter Luftschlangenbergen begraben werden, ist das Moderatorinnenteam schon wieder in Vorbereitung für die nächste Show.

Birgit Schmalmack vom 28.9.16

Zur Kritik von

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