Tiefer und tiefer hinein


Wie beeinflusst die Technologie die Körper? Können die Algorithmen dahinter mit ihnen verschmelzen oder beide Parts gar voneinander abhängig werden? Welcher Teil ist dabei der Auslöser, welcher der Folgende? Diesen Fragen stellt sich der Choreograph Marcelo Doño zusammen mit der Coderin Gloria Schulz in seiner Arbeit "Algorithmic Bodies" im Lichthof. Er bewegt sich dabei mit der Tänzerin Larissa Potapov in einem frei begehbaren Bühnenraum. Er ist unterteilt durch halbtransparente Vorhänge und locker verteilte felsförmige Objekte, die sich als weich herausstellen, wenn man sie berührt. Als Anregung bzw. als Reaktion auf die Bewegung der Tänzer:innen werden die Animationen auf die Vorhänge projiziert, die mal als Lichtpunkte, mal als 3D-Blasen, mal als metallicfarbene Körper erscheinen. Wer dabei die Wiederspiegelung des jeweils anderen ist, ist nicht immer klar.
Als Potapov sich außerhalb des Projektionsraums positioniert, fängt sie mit kleinen kreisenden Bewegungen an, die jedoch immer raumgreifender und schwungvoller werden. Fast scheint es so, als wenn sie sich außerhalb der Beobachtung durch die Kamera freitanzen würde. Während sich im Kontrast dazu Doño derweil in seinem Kabinett Auge in Auge mit der Kamera befindet und seine immerwährende Selbstkorrektur ihm nur winzige Bewegungen zu erlauben scheint, die ihn fast zu einer Statue werden lassen.
Bewegen sich die Beiden zunächst in ihren klar abgegrenzten Einzelräumen, begegnen sie sich zum Schluss zu einem Duo. Harmonisch ergibt sich ein Zusammenspiel zwischen den beiden Körpern zusammen mit den projizierten Bildern. Doch irgendwann öffnen sich die Vorhänge und die sich bewegenden Menschen können sich ohne den Widerhall der technischen Selbstbespiegelung begegnen.
Birgit Schmalmack vom 5.4.22