Todesfalle, Kriminaltheater

Todesfalle vom Kriminaltheater

Spannende Verwirrung

Ein Blatt Papier nach dem anderen landet im Schredder. Dem Erfolgsautor Sydney Bruhl (Thomas Gumpert) will nichts mehr einfallen. Trotz guten Zuredens seiner Ehefrau Myra, (Heide Domanowki), immer noch eines Drinks und donnerndem „We are the Champions“ aus der Anlage will keine Inspiration kommen, die neues Geld reinbringen könnte. Da scheint die ankommende Post eine neue Möglichkeit zu bieten. Ein Seminarteilnehmer Bruhls, der junge Clifford Anderson, hat ihm sein Erstlingswerk zugeschickt: Perfekt erfüllt es alle Kriterien, um es am Broadway prima laufen zu lassen. Wenn es nur sein eigenes wäre! In dem Kriminalautor keimt eine Idee auf: Wenn er Anderson einfach beseitigen würde? Myra meint in ihrem Ehemann einen Fremden zu sehen. Wenn sie wissen könnte, was Bruhl noch geplant hat, würde sie sich nur bestätigt fühlen. Doch Bruhl wird in diesem Spiel um Leben und Tod nicht der einzige sein. Er bekommt bald Konkurrenz vom Nachwuchsautor Anderson (Felix Isenbügel). Man lernt schnell: Liebe ist kein Hindernis für einen Mord, wenn es um Geld und Ruhm geht.

Der Thriller von Ira Levin lief am Broadway tatsächlich sehr erfolgreich. In jedem Akt gibt es mindestens einen Mord, in diesem Fall kommt sogar noch mindestens ein vorgetäuschter hinzu. Schon in der ersten Szene scheint der Fall klar zu liegen. Der Zuschauer weiß sicher, wer hier zu Tode kommen wird. Doch das wäre natürlich ganz gegen die Erfolgskriterien, die Bruhl in seinem Seminar gelehrt hat. So ist bald klar: Alles nur geschickt gelegte, falschen Fährten! Wenn ein Krimiautor zwei Krimiautoren zum Thema seines Krimis macht, muss man eben mit dem erhöhten Einsatz von Fantasie und zunehmender Verwirrung von Realität und Fiktion rechnen.

Herausgekommen ist am Kriminaltheater in Friedrichshain unter der Regie von Wolfgang Rumpf ein gut gemachter Unterhaltungskrimiabend, bei dem Boulevard-Profis am Werk waren. Ein schickes modernes Bühnenbild mit echtem Pool, ein paar Charaktere mit dem Hang zur Überpointierung, flotte Dialoge und klug gesetzte Knalleffekte sorgen für einen spannenden Abend.

Birgit Schmalmack vom 3.8.15