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Vorschlag:hammer: Vom Schlachten des gemästeten La


Außenseiterwelten

Die Hauptfiguren der beiden Romane „Sein eigener Herr“ des Literaturnobelpreisträgers Halldór Laxness und „Monument für John Kaltenbrunner“ von Tristan Egolf haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Der eine ist pflichtbewusster Schafzüchter im unwirtlichen Island und der andere ein gewaltbereiter Loser der amerikanischen Gesellschaft. Doch die Gruppe vorschlag:hammer blickt hinter das Offensichtliche.

Beide sind Außenseiter der Gesellschaft und versuchen sich ihre eigene Welt zurechtzuzimmern. Davon zeugen die Holzlatten auf der Bühne, aus denen Schaf- oder Hühnerställe erstehen sollen, die aber am Ende eher an einer Scheiterhaufen erinnern. Der Isländer Bjartur reagiert auf die Herausforderungen, die sein Leben an ihn stellt, völlig anders als der Amerikaner John. Bjartur ist ein Mann, der stoisch seine Ziele verfolgt. Ihm sind die Schafe wichtiger als die Menschen. Seine Schicksalsschläge nimmt er mit Gleichmut eines Mannes hin, der an das darwinsche Prinzip glaubt. John dagegen ist von Armut und Unglück gekennzeichnet und wird früh zum Außenseiter. Doch wo Bjartur mit Gleichmut die Schicksalsschläge hinnimmt, begehrt John auf. Er sucht in der Gewalt und Aufruhr sein Ventil, wo der Isländer sich mit einfältiger Dichtkunst zu motivieren versucht. Mit ihrer Engstirnigkeit stiften sie jedoch beide Unheil. John zettelt einen Streik bei der Müllabfuhr ab, der die Stadt im Müll versinken lässt, und Bjartur sorgt dafür, dass seine Frauen in seiner harten Realität nicht überleben. Sie sind einfache, von Bildung unbeleckte Menschen, die auf ihre Art gegen die Zustände kämpfen.

Beide sind keine sympathischen Zeitgenossen. Die beiden Darsteller Gesine Hohmenn und Stephan Stock schaffen es jedoch Verständnis für ihre Lebenskonzepte zu erzeugen. Mit minimalistischen Mitteln gelingt es ihnen unter der Regie von Kristofer Gudmundsson, ihre Lebenswelten auf der kargen Bühne entstehen zu lassen. Was zunächst wie eine Homediashow beginnt, wird schnell zu einem rasanten, energiegeladenen Erzählspiel der beiden Einzelgänger. Immer wieder springt der andere ein, wenn eine weitere Rolle gefragt ist; sei es, dass Bjartur eine Frau braucht oder John einen Müllabfuhrkollegen. Tolles vielschichtiges Psychogramm!

Birgit Schmalmack vom 11.7.11





Quicklebendiges Theater

Das Preisträgerstück Vom Schlachten des gemästeten Lammes und vom Aufrüsten der Aufrechten des letztjährigen Körberfestivals nun also noch einmal in der Fleetstreet!

Zuerst beginnt alles wie eine improvisierte Homediashow. John und Bjartur zeigen sich gegenseitig Fotos aus ihrer Heimat. Der eine stammt aus der Provinz in den USA und der andere aus einem Dorf in Island. Der eine würde gerne Hühner züchten und der andere ist Schafbauer. Wie beide auf ihre ganz gegensätzliche Art mit den Nackenschlägen des Lebens umgehen, zeigt die Arbeit von Kristofer Gudmundsson von der Uni Hildesheim. Mit den wenigen Holzlatten auf der Bühne und den beiden Darstellern entstehen immer wieder neue Bilderwelten auf der kahlen Bühne. Es werden Hütten gebaut, Barrikaden errichtet, Wälle gezogen und Verfolgungsjagden inszeniert.

Der Isländer Bjartur reagiert auf die Herausforderungen, die sein Leben an ihn stellt, völlig anders als der Amerikaner John. Bjartur ist ein Mann, der stoisch seine Ziele verfolgt. Ihm sind die Schafe wichtiger als die Menschen. Seine Schicksalsschläge nimmt er mit Gleichmut eines Mannes hin, der an das darwinsche Prinzip glaubt. John dagegen ist ein Loser der amerikanischen Gesellschaft. Von Armut und Unglück gekennzeichnet, wird er früh zum Außenseiter. Doch wo Bjartur mit Gleichmut die Schicksalsschläge hinnimmt, begehrt John auf. Er sucht in der Gewalt und Aufruhr sein Ventil, wo der Isländer sich mit einfältiger Dichtkunst zu motivieren versucht. Engstirnig stiften sie Unheil. John zettelt einen Streik bei der Müllabfuhr ab, der die Stadt im Müll versinken lässt und Bjartur sorgt dafür, dass seine Frauen in seiner harten Realität nicht überleben. Sie sind einfache, von Bildung unbeleckte Menschen, die auf ihre Art gegen die Armut kämpfen.

Beide sind keine sympathischen Zeitgenossen. Die beiden Darsteller Gesine Hohmenn und Stephan Stock schaffen es jedoch Verständnis für ihre Lebenskonzepte zu erzeugen. Quicklebendiges, hintergründiges Theater, das mit seinen kühnen Verknüpfungen provoziert und anregt.

Birgit Schmalmack vom 11.7.11