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Zur Kritik von

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Zorn

Die perfekte Familie

Alice (Jacqueline Macaulay) hat die perfekte Familie. Sie hat einen liebenvollen Ehemann, einen wohl geratenen Sohn, ein schönes Haus und jetzt auch noch einen Preis für ihre uneigennützigen Dienste als Neurowissenschaftlerin erhalten. Sie sind also attestiert gute Menschen. Doch dann verübt ihr Sohn einen Farbanschlag auf eine Moschee. Die Frage des Warums führt die Familie an Punkte, die sie lieber verborgen gehalten hätte. Ihr Sohn Joe hat mit sicherem Gespür de Unwahrheit an den Pfeilern gesägt, die nur mühsam das Konstrukt der perfekten Familie aufrechterhielten. Lange braucht es, bis Alice sich eingestehen mag, dass sie die Frage nach dem Warum des Aufbegehrens einmal nur zu gut verstehen konnte.
Das Psychodrama von Joanna Muray Smith „Fury“ ist fein komponierte Aufklärungsliteratur. En passant werden aktuelle Themen wie das eventuelle Scheitern von Multikulti, das vordergründige Gutmenschentum von linksliberalen Akademikern und die Ausübung von Terrorakten geschickt in die spannende Familiengeschichte eingewoben. Fast zu clever aufgebaut führt es die Zuschauer zu immer neuen Überraschungen, die sich bis zum Schluss zur ersehnten Auflösung steigern. Doch die Autorin ist Profi genug, um für den Zuschauer auch nach dem letzten Satz noch genügend Fragen für die anschließende Diskussion beim Glas Wein übrig zu lassen.
In den Kammerspielen wird es von Harald Clemen bis auf den Punkt genau mit sparsamer Bühnendekoration und kurzen Zwischenmusiken inszeniert. Alle Darsteller brillieren in ihren Rollen, nicht nur das Vater-Sohn-Paar Jonathan und Rufus Beck. Auch Ulrich Bähnk und Isabell Fischer sind als bodenständiges Elternpaar von Joes Mittäter perfekt besetzt.
Birgit Schmalmack vom 20.9.14



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Unsere Frauen, Kammerspiele

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