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Binde Passagiere



Im Schiffbauch spielt die Musik

Das Triette Kokett ist leider zu spät: Ihr Kreuzfahrtdampfer hat ohne sie abgelegt. Doch ein noch im Hafen liegender Frachter sorgt für Ersatz. Lieder ist die Kajüte nicht ganz so komfortabel: Ein Beiboot muss vorerst den „blinden Passagieren“ den nötigen Sichtschutz vor der frühzeitigen Entdeckung bieten. Zum Glück treffen sie auf der Tantici Due auf musikbegeisterte Mitfahrer. So bleibt ihnen der Wurf über Bord erspart. Ganz im Gegenteil: Sie werden mit der Crew und den drei mitreisenden Damen zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, die schließlich gemeinsam für das Überleben des alten Frachters kämpft.
Jörn Waßmund hat mit blinden und sehenden Darstellern ein unterhaltsames Musical kreiert, das jetzt seinen idealen Aufführungsort gefunden hat: die MS Bleichen.
Schon die Hinfahrt mit einem der Hedischiffe sorgt für die nötige Einstimmung. Nach der Ankunft kann auf dem stillgelegten Motorschiff im Hansahafen schon bei einem kühlen Getränk die Schiffatmosphäre geschnuppert werden. Dann geht es hinab in den metallenen Bauch des Schiffes. Hier sorgen drei musizierende Matrosen für die perfekte Begleitung. Einfühlsam und mit viel Sinn für Humor begleiten sie gekonnt die zehn singenden und spielenden Ensemblemitglieder durch den spritzigen Abend. Kaum einer der altbekannten Hits aus den fünfziger Jahren darf fehlen: „Schuld war nur der Bossa Nova“ ist ebenso zu hören wie „Junge komm bald wieder“ oder „Ich will keine Schokolade“. Doch die besungene „True love“ ist und bleibt für den Käpten und den Maschinisten die Tantici Due. Da haben es die anwesenden Frauen schwer. Zum Glück ist dem Regisseur Waßmund eine pragmatische Lösung eingefallen, die zugleich philosophische Züge trägt: Gemeinsam macht sich die Schicksalsgemeinschaft auf zu neuen, gemeinsamen Zielen, die dem globalisierten Kapitalismus auf den Weltmeeren trotzt.
Rundum begeisterte Zuschauer verließen glücklich die MS Bleichen und wurden mit einer der Barkassen zu den Landungsbrücken zurück befördert.



Birgit Schmalmack vom 9.7.10