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Kill, Soldier, kill!

Der Junge fragt sich, ob er ein böser Junge sein, wenn er jetzt bloß seine Pflicht als Soldat tue. Nein, er kämpfe schließlich gegen seine Feinde, die dafür verantwortlich seien, dass sein Vater im Kugelhagel tanzen musste. So erzählt es jedenfalls sein Kommandant, der ihn rekrutieren ließ. Für seine Kindersoldatenarmee, die mit Macheten und Gewehre die „Feinde“ aufspürt und niedermacht. Auch vor Kindern und Frauen machen sie nicht Halt. Zu Beginn krallt sich der Junge noch unter dem Tisch fest, hört seinen Herzschlag pochen und übergibt sich beim Kopfabschlagen des ersten vermeintlichen Feindes. Doch aufputschende Getränke, Drill, Gehorsamspflicht und Angst vor Strafe treiben ihn an. Schließlich fühlt er sich in guten Momente wie ein Held in den Filmen, die er sah. Ein Soldat ist stark, so will er glauben. Doch er erfährt das Gegenteil: Ein Soldat ist seinen Vorgesetzten ausgeliefert und unter Todesgefahr zum unbedingten Gehorsam verpflichtet.
Wie Kinder zu Soldaten gemacht werden, beschreibt der Autor Uzodinma Iweala in seinem Buch „Beasts of no nation“ in einfachen, klaren und tiefgründigen Worten. Aus der Sicht des 9-jährigen Kindersoldaten Agu deckt er die Strukturen von Kinderarmeen auf.
Precious Wiesner spielt den Jungen mit großer Souveränität. Benedict Grumme und Angela Guerreiro begleiten ihn mit Wort und Bewegung. Sie zeigen die gegenseitige Abhängigkeit durch die Doppelung der Bewegung des Anderen. Sie demonstrieren die Machtlosigkeit der Kinder, sie werden auf dem Boden herumgeschoben und –gezogen. Regisseur Christian Concilio wollte den geschichtlichen Rahmen noch erweitern und nahm die Geschichte von Günter Lucks mit hinzu. Dieser wurde als 16-Jähriger aus der Hitlerjugend direkt als Soldat an die Front geschickt. Auch er erfuhr systematische Indoktrination und wurde unter Todesandrohung zur Befehlsausführung gezwungen. Auch er sah für sich keine Alternative und wurde als Soldat zum Opfer. Der gut einstündige Abend kann die beiden Themenkomplexe nur anreißen und zum eigenen Weiterdenken einladen. Auch über die Frage, ob die Parallelsetzung zu deutschen Kindersoldaten nicht die Geschichte von Agu in den Hintergrund drängt.
Birgit Schmalmack vom 3.11.15



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I am shakespeare, Theater Orange

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