Lieber Herr Pastor..., Lessingtage

Lieber Herr Pastor, poltern Sie doch nicht in den

Lieber Herr Pastor, poltern Sie doch nicht in den Tag hin: ich bitte Sie!

Streit zwischen Glauben und Vernunft

Die Auseinandersetzung zwischen Hauptpastor Goeze und den Dichter Lessing macht Jan Philipp Reemtsma zum Gegenstand einer genauen Untersuchung. Anlässlich der Lessingtage stellt er sie zusammen mit dem Schauspieler Jens Harzer seine Ergebnisse in einer dialogischen Lesung im Rangfoyer vor. Während für den lutherischen Pastor die Heilige Schrift die reine Wahrheit darstellt, trennt Lessing die Bibel von der Religion. Ihren Inhalt in Frage zu stellen ist ihm ein intellektueller Ansporn, ein Zeichen von einer von der Vernunft getriebener aufgeklärter Umgangsweise. Doch das Christentum glaubt an das Wort, wenn die Lutheraner schon keinen Papst haben, der die letzte Wahrheit verkünden darf. Doch Lessing hat in Augen Goezes den Frevel begangen, die Untersuchungen des Hamburger Reimarus nach seinem Tode als anonyme Fragmente herausgebracht und damit eine hitzige Diskussion um Wahrheitsansprüche entfacht zu haben. Während der Pastor in seinen langatmigen Vorwürfen Lessing der Gottes- und Gläubigenlästerei bezichtigt, reagiert dagegen Lessing mit Charme, Hinterlist und Witz. Er, der geborene Polemiker erfreut sich hörbar an der ungleichen Hin- und Her. Goeze verteidigt seinen Glauben, Lessing seine Vernunft.
In Harzer und Reemtsma fand dieser Gegenstand seine perfekten Vortragenden, die mit leicht süffisanten Unterton den Text an den richtigen Stellen zu würzen verstanden. Ein Genuss nicht nur für den Intellekt.
Birgit Schmalmack vom 1.2.18



Hymne to love, Lessingtage
1993, Lessingtage

Druckbare Version