Die Drei Musketiere

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Die Drei Musketiere


Ein Riesen-Spektakel

Die Stückebezeichnung im Programmheft trifft es: „Die Drei Musketiere“ im Thalia Sommerzelt ist ein Spektakel. Reizüberflutung ist angesagt. Ein Eindruck jagt den nächsten. Knall- und Nebeleffekte, Trommelwirbel, Sakralgesänge, Popsongs, Rockmusik und Bänkelgesang wechseln mit Fechtszenen direkt vor den Zuschauern. Pferde sind mal eine Tonne auf Rollen, mal ein Teil eines Kotflügels. Die Kostüme sind ein Fest der überbordenden Fantasie. Oft mehr aus- als angezogen mischen sie wild die Stilelemente aus den Jahrhunderten und Kulturen. Vom Text weicht man gerne zugunsten eines Witzes mit Aktualitätsbezug ab. Durchgehend werden die Geschlechtergrenzen lustvoll ignoriert und dadurch kommentiert und karikiert. Dem Affen wird hier ordentlich Zucker gegeben. Dem Publikum in dem immer ausverkauften Zelt gefällt’s. So soll Sommertheater sein: leicht, unterhaltsam und unanstrengend. Natürlich können die Thaliaschauspieler auch so etwas.
Die Intrigen der Mächtigen werden dezent angedeutet. Kardinal Richelieu (Victoria) zieht die Fäden aus dem Hintergrund und weiß sowohl Lady de Winter (Sebastian Zimmler) wie auch die Musketiere für sich und seine Zwecke einzuspannen. Die Regierenden machen es ihm leicht. König Ludwig XIV (Sandra Flubacher) ist mit Prunk, Protz, Liebeskummer und Selbstmitleid beschäftigt und die Königin Anna (Thilo Werner) ist okkupiert durch ihre Liebesaffäre mit Buckingham (Trauttmansdorff).
Der zu Beginn von Peter Jordan eingesprochene Text versprach kritischen Zeitbezug. Eine nicht enden wollende Liste von Kriege wurde von ihm verlesen. Doch schon bald steht die Action-Helden-Liebesgeschichte um den charmanten, jugendlichen d’Artagnan (Marie Löcker) seinen gewaltbereiten emotionalen Überschwang und seine unerfüllten Liebessehnsüchte im Mittelpunkt. Dass im Stück die Ignoranz der Mächtigen anklingt, wenn ein intrigierender Klerus gegen die desinteressierten Monarchen unkontrolliert agiert und er nach Gutdünken rauflustige Jungspunde in seine Dienste einspannen kann, bleiben leider nicht mehr als Randbemerkungen, die unter den zahlreichen Effekten nur mit detektivischen Spürsinn zu entdecken sind. Die Regisseure Peter Jordan und Leonhard Koppelmann wollten den Spaß auf keinen Fall stören. Das ist ihnen gelungen.
Birgit Schmalmack vom 1.7.14





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