Die unendliche Geschichte, Schauspielhaus

Die unendliche Geschichte im JDSH © Sinje Hasheider

Das Buch kurbelt die Phantasie an

Geheimnisvoll schimmern unter einem Aschehaufen Buchstaben. Als die Kurbel gedreht wird, fällt der Staub ab und das Wort "Phantasie" wird sichtbar. Um sie dreht sich hier alles. Der circa zehnjährige Bastian Balthasar Bux ist ein Außenseiter. Nach dem Tod seiner Mutter hat sich sein Vater in seine Arbeit zurückgezogen und kaum noch Aufmerksamkeit für seinen Sohn. Der wird in der Schule von den anderen gemobbt. Doch dann wird Bastian auf ein Buch aufmerksam, mit dem er sich auf einen Dachboden verzieht. "Die unendliche Geschichte" nimmt ihn gefangen. Sie entführt ihn in das Land Phantásien. In dem er mit dem etwa gleichaltrigen Atréju für die Errettung der kranken Kindlichen Kaiserin und ihr Reich zu kämpfen beginnt. Immer tiefer rutscht er in die Geschichte zwischen Geisterwesen, bösen Mächten und Glücksdrachen hinein. Er wird Teil der Rettungsaktion und findet fast nicht mehr aus dem Land Phantasien heraus.
In seiner Abschlussarbeit an der Theaterakademie hat Mathias Spaan aus einer fast leeren schwarzen Bühne Räume der Fantasie erschaffen. Dort er lässt darin nicht nur Bastian ins Reich der Kindlichen Kaiserin entschwinden, sondern erinnert sich mit seinen drei Darsteller/Innen auch an ihre Erlebnisse mit dem Klassiker von Michael Ende. Ob der eine mit dem Buch versuchte eine Klassenkameradin zu beeindrucken, ein anderer sich lieber die sechs Hörspielkassetten vornahm oder die dritte das Buch mit dem Ausweis ihres Vaters aus der Erwachsenenabteilung der Stadtbücherei herausschmuggelte - bei allen dreien hat das Buch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Vertonung der legendären Hörspielkassetten, die noch heute im Internet kursieren, ist ebenso zu hören wie die Stimme des Autors Michael Ende.
Spaan verzichtet darauf die Märchenwesen, die das Buch bevölkern, auch auf die Bühne zu holen. Spaan gelingt es trotzdem dank seines perfekt harmonierenden Dreierteams (Fabian Dämmich, Leo Meier, Leonie Stäblein) all die Figuren aus dem Buch ohne jeden Kostümwechsel lebendig werden zu lassen. Die Bilder bei den Zuschauer/Innen entstehen ausschließlich im Kopf. Er belegt mit seiner Inszenierung die Kraft eines Buches, selbst wenn dieses Buch auf einer Bühne vorgelesen und umgesetzt wird.
Birgit Schmalmack vom 25.2.20