Schauspiel Schule Hamburg, Schmidtchen



Klassentreffen der besonderen Art



30 Jahre Schauspiel Schule Hamburg, das darf gefeiert werden. Das dachten sich einige Ehemalige unter der Leitung von Susanne Pollmeier und Siegfried Gerlich. Doch Bühnenkünstler machen dann nicht nur ein internes Klassentreffen, sondern stellen sich auf die Bühne. So wurde der Abend im Schmidtchen am Pfingstmontag zu einem bunten Strauß von mitreißenden Darbietungen, der hauptsächliche dem musikalischen Können der Teilnehmer gewidmet war. Doch "Musik ist ja nur Sprechen mit Tönen", wie Pollmeier einen ihrer ehemaligen Dozenten zitierte. Und so wurde jeder Songs zu einem kleinen Stück Schauspielkunst.
Gunnar Frietsch interpretierte "Spring Awakening" als Melchior aus Wedekinds Stück in kurzen Hosen und karierten Strümpfen. Eva Niethammer alias Luzie Herzberg hielt am Klavier ein pointiert witziges Plädoyer für den Augenerguss, für die freie Fahrt der Tränen als eine der stärksten Flüssigkeiten neben dem Schnaps. Eine Erkenntnis, die sie auch während der Zeit an der Schauspielschule eifrig pflegen durfte. Christian Richard Bauer glänzte mit Musical geschulter Stimme. Felicitas Breest absolvierte nach ihrer Schauspielausbildung noch eine klassische Gesangsausbildung. So bekam ihre Kurt-Weill-Interpretation eine ganz neue Färbung. Kristin Hansen und Delio Malär wurden erst nach ihrer Zeit an der Schauspielschule ein Paar. Dass sie nicht nur privat sondern auch auf der Bühne harmonieren, bewiesen sie mit ihren Songs. Ganz besonders begeisterte ihre Nummer vom "GroßeOnkelQuetschungsBlues", in der beide wirkungsvoll musikalisch den schmerzenden Zeh beweinten.
Birgit Lünsmann versprühte mit ihrer Akkordeonistin Natalie Böttcher als Duo "Ladies Ahoi" maritimes Flair, als sie ihr "Seniorenresidenz taugliches" Programm ironisch auf die Schippe nahmen. Veronique Elling wagte an diesem Abend zusammen mit ihrem Pianisten Henrik Glese eine Uraufführung: Sie spielten drei Songs ihrer neuen Platte, die sich alle um das große Thema der Liebe drehen. Wie sollte es auch anders sein, wenn Franzosen Lieder schreiben, merkte sie selbst lächelnd an.
Tino Frers Name war den Zuschauer schon bekannt, bevor er seinen eigenen Auftritt hatte. Er stolperte immer mal wieder ins Bild. Doch als er dann selbst vorm Mikro stand, zeigte er, dass er nicht nur die komödiantische Seite beherrschte. Sein Song vom "Two friends on a perfect day" zeigte ihn auch als gefühlvollen Sänger.
Den krönenden Abschluss aber legte Delio Malär hin: Die Zuschauer riefen ihm ein deutsches Volkslied und einen Musikstil zu und er kreierte nur mit seinem Loopgerät und seiner Gitarre aus "Alle Vögel sind schon da" erst einen Raggae, dann einen Heavy Metal-Song und zum Schluss einen Blues. Da kannten der Jubel des Publikum kein Halten mehr.
Birgit Schmalmack vom 12.6.19