Herr Lehmann


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Freakshow der High Society

John ist für die anderen ein Freak. Auf dem Jahrmarkt wird der durch seine unförmigen Hautausstülpungen verunstaltete Mann als Sensation ausgestellt. Dort entdeckt ihn Dr. Treves (Torsten Krogh) und holt ihn in sein Krankenhaus. Auch aus Gründen der eigenen Karriereförderung will er sich diesen einmaligen Fall nicht entgehen lassen. Gleichzeitig bemüht er sich, den Menschen in John zu erkennen und nicht das Monster zu sehen, das er für die anderen ist. Es gelingt ihm, ihn zum Sprechen zu bewegen. Eine schöne Schauspielerin (Schirin Kazemi) spielt eine nicht unwesentliche Rolle bei dem fortschreitenden Entwicklungsprozess des Mannes. Alle die sich ernsthaft mit John beschäftigen, entdecken ein Stück von sich selbst in ihm. Wenn sie es können, finden sie in ihm die Möglichkeit sich mit diesem Verdrängten zu beschäftigen. Dass viele sich angewidert abwenden, mag auch an ihrer Unfähigkeit zu Konfrontation mit den eigenen Schwächen liegen.

Doch Dr. Treves beschleichen immer wieder Zweifel: Hat er John, seit die Londoner Gesellschaft es schick findet, sich mit ihrem Engagement für ihn zu schmücken, eventuell nur auf eine neue Art zur Besichtigung freigegeben?

Wunderbar unprätentiös und anrührend spielt Konstantin Moreth den durch seine Krankheit behinderten Mann. Er zeigt einen beschiedenen Menschen, der kaum glauben kann, auch ein Stück Glück im Leben zu erhaschen. Die Tiger Lillies intonieren dazu schräge, melancholische Lieder. Gil Mehmert hat mit "Der Elefantenmensch" eine fantasiereiche, spielerische Inszenierung im Altonaer Theater auf die Bühne gebracht.

Birgit Schmalmack vom 12.11.07