Radical Romance


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Liebe, Aktion und Hamburg

- das sind die inhaltlichen Zutaten des Jugendmusicals "Radical Romance" auf Kampnagel. Doch die Hauptattraktion des Stückes sind die 24 Jugendlichen, die auf der Bühne agieren. Das Leitungsteam aus Komponistin Anne Niemann, Texterin Eva Maria Stüting und Regisseur Thorsten Wilrodt haben äußerst interessante Persönlichkeiten ausgesucht, deren Talente und Besonderheiten sie bestens zur Geltung bringen. Schließlich haben sie den Text ihren Darstellern direkt auf den Leib geschrieben. Das Ergebnis gibt ihnen Recht: Ein treffsicheres, temporeiches und peppiges Stück, das gleichermaßen das jugendliche und das erwachsene Publikum mit viel Können, Engagement und Humor begeisterte. Dieses Konzept ermöglicht eine Nähe der Sprache, der Ausdrucksweise und der Inhalte zu den jugendlichen Zuschauern, die bei sonstigem Jugendtheater kaum zu finden ist.

Eine mitreißende und ideenreiche Liebesgeschichte à la Romeo und Julia ist entstanden, deren Schauplätze an Elbe, Alster, auf dem Kiez und der Schanze für viel Wiedererkennungswert sorgen. St.Pauli-Fans, eine romantische Astra-Dusche in Planten und Bloomen und eine Dame von der Reeperbahn dürfen als Lokalkolorit natürlich nicht fehlen.Rom und Jule lernen sich bei einem Casting kennen. "Ich wusste nicht dass es so was gibt- ich war sofort verliebt" müssen sie sich gestehen. Doch er, ein aus Polen stammender jugendlicher Drogendealer ohne Familienanhang aber mit vereinnahmender Clique, und sie, eine vom Bruder beaufsichtigte Hamburgerin, passen einfach nicht zusammen.

Die Hauptdarstellerin Johanna Malsch spielt mit beeindruckender Präsenz und Ausstrahlung. Dass sie sich den gut gebauten und smarten Moritz von Iljin verliebt, ist nur zu verständlich.

Ganz nebenbei erfährt man, dass Hamburg eine Rapper- Hochburg ist. Auf der Bühne entsteht eine Live-Konzert-Stimmung, die das Publikum schnell für sich einnimmt. Dass das Hamburger Liebespaar entgegen der Shakespeare-Vorlage zu einem Happy-End finden darf, ist sicher auch der stylischen Musik, der bezwingenden Vitalität, der alles überwindenden jugendlichen Energie und den noch frischen Idealen zu verdanken.

Birgit Schmalmack vom 13.12.04