Effi Briest


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So große Sehnsucht

Drei schräg verlaufende Ebenen gliedern die Bühne. Vor dem schwarzen Vorhang am hinteren Bühnenrand kauert Effi (Lena Münchow) im schwarzen Mantel. Sie bittet ihren Ehemann Instetten (Michael Gabel) dringlichst darum, aus ihrem "Spukhaus" in Kessin auszuziehen. Sie fürchte sich dort so. Er lehnt ab. Wie würde er vor den Leuten dastehen?

Dann wirft Effi den dunklen Umhang ab und zum Vorschein kommt das junge Mädchen von einst: fröhlich, vor Lebensfreude sprühend in weißem Kleid und Turnschuhen. Schnell springt sie auf ihre Schaukel und schwingt hoch in die Luft.

Doch dann schlagen ihre Eltern ihr eine karriereträchtige Heirat vor: Baron von Instetten hat um die Hand Effis angehalten. Trotz des großen Altersunterschiedes sagt sie zu. So kommt das junge unerfahrene Mädchen in die Position einer Landrätin und ist damit nicht nur überfordert sondern auch total gelangweilt. Eines Tages verspricht ein junger Mann Abwechselung: Der gut aussehende Major Crampas kommt ins Haus. Eine Liebensaffäre entspinnt sich zwischen den beiden. Nach dem lang ersehnten Umzug nach Berlin scheint das alles lange vergessen, bis Instetten durch Zufall die Briefe von Crampas in die Hände fallen. Er sieht sich zu dramatischen Konsequenzen gezwungen.

Am Schluss sind die beiden nebeneinander und doch getrennt auf der Bühne zu sehen: Instetten sitzt in einem Sessel und muss sich eingestehen, dass er sich sein Leben lang von Vorstellungen anderer hat lenken lassen, die eigentlich lächerlich sind. Und Effi sitzt auf ihrer Schaukel. Zuerst müde und traurig, dann immer verzweifelter stößt sie sich vom Boden ab.

Zwei unglücklich Liebende, die miteinander nicht leben können. Diese Geschichte erzählt Regisseur Thorsten Weckherlin als Gastspiel der Schlossbühne Dinslaken im Sprechwerk. Auf den drei Ebenen lässt er die Szenen geschickt mit schnellen Schnitten ineinander fließen. Der Cellist Rene Lozynski setzt musikalische Stimmungsakzente. Weckherlin berichtet von Sehnsüchten, die Menschen antreiben und schafft es so, scheinbar spielend leicht, Fontanes Roman von Moral und Ehre ins Heute zu transportieren.

Birgit Schmalmack vom 8.6.07