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Hochausneurotiker

Elling hockt zusammengekauert auf dem Fensterbrett und blinzelt angestrengt durch seine Scheiben in die Fenster des gegenüberliegenden Hochhauses. Etwa auf derselben Höhe seines Stockwerkes ist eine ältere Frau damit beschäftigt welke Blätter von ihrer Topfpflanze zu entfernen. Elling rühren ihre sanften und doch zielstrebigen Bewegungen, weil sie ihn an seine gerade verstorbene Mutter erinnern. Er ist alleine in seiner Hochhauszelle mit den kleinen Zimmern übrig geblieben. Die Möbel aus dem Zimmer seiner Mutter sind abtransportiert und er füllt den leeren Tag mit Beobachtung der nachbarschaftlichen Aktivitäten. Mit Fernrohr und erhöhtem Stuhl vor dem Fenster späht er im Schutze der Anonymität die Alltäglichkeiten der fremden Nachbarn aus.

Helmut Zhuber schafft es diesem arglosen Sonderling, der sein Zimmer mit Bildern seines sozialdemokratischen Vorbildes der norwegischen Ministerpräsidentin tapeziert hat, in jedem Moment seines Monologs Glaubwürdigkeit zu verleihen. Seine unbeholfene Aufrichtigkeit und kindliche Moralität verführen zu manchen Auflachern, die für kurze Augenblicke von der leisen Beklommenheit befreit. Schon die Fahrt in den engen Fahrstühlen in den achten Stock der Grindelhochhäuser erschafft eine authentisch bedrückende Atmosphäre. Der Essensgeruch führt zur richtigen Wohnungstür. Stickige Luft empfängt im schmalen Flur die 20 Zuschauer. Eingezwängt in ein Zimmer, das tapetenlos nur die nackten Betonwände zeigt, erfahren sie auf Zeitungsstapeln sitzend von seiner symbiotischen Zweisamkeit mit seiner Mutter und seinen Bemühungen nach ihrem Tod alleine das Leben zu meistern. Die Inszenierung von Regisseurin Stephanie Kunz kommt seinem literarischen Vorbild des norwegischen Wahlhamburgers Ingvar Ambjörnsen viel näher als vorherige Umsetzung im Film oder in einem Musical. Hier wird nämlich nicht zugunsten einer voyeuristischen Unterhaltsamkeit auf die Aspekte der Beunruhigung durch diesen alle Vorurteile sprengenden Hochhausneurotiker verzichtet.

Birgit Schmalmack vom 5.4.05



Neue Vorstellungsserie aufgrund der großen Nachfrage

Am 14. November 2004 hatte ein ungewöhnliches Theaterprojekt an einem ungewöhnlichen Ort Premiere – jeweils 20 Zuschauer haben seither die Gelegenheit in einer 3-Zimmerwohnung in den Hamburger Gridelhochhäusern, hautnah in Ellings Lebens- und Gedankenwelt einzutauchen - mit ihm aus den Fenstern des 8. Stock zu blicken - mit ihm zum Voyeur zu werden…

Aus ursprünglich 20 geplanten Vorstellungen sind - aufgrund der überwältigenden Nachfrage – mehr als das Doppelte geworden. Bevor wir unsere jeweils aktuellen Spieltermine auch nur veröffentlichen konnten, waren bereits alle Karten verkauft...

Aufgrund der ungebrochen großen Nachfrage, haben wir für Ende März und April noch 14 weitere Vorstellungen angesetzt, zu denen wieder alle eine Chance haben an Karten zu kommen.

Termine:

24., 25., 29. und 30. März

1., 3., 4., 6., 8., 9., 11., 12., 29. und 30. April, jeweils um 20:30 Uhr

Hallerstraße 5b, 8. Stock

Karten zu 18,- und erm. 9,- Euro

Kartentelefon: 0163/3205040

Karten-eMail: ausblick@ulrikesteffel.de