Jour nix


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Die Zeit des "Warum?"

In der Zeit des Wandel vom Kind zum Erwachsenen ist die eine Frage vorherrschend: Warum? Alle Lebensumstände werden kühn nach Sinn und Zweck hinterfragt, auf den Prüfstand gestellt, und mehr oder weniger wagemutig nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse und der Risikofreudigkeit gekippt. Eine Zeit voll der Experimente, der Unsicherheiten, der Peinlichkeiten und der Entgültigkeiten. Wenn man verliebt ist, dann liebt man für immer. Wenn man deprimiert ist, dann denkt man an Selbstmord. Nichts ist relativ sondern ewig und allumfassend. Diese aufwühlende, rätselhafte und doch faszinierende Zeit illustriert Wiebke Puls und die Deprimierten (Lieven Brunckhorst, Martin Engelbach, Philipp Haagen, Friedrich Paravicini) im Malersaal mit Worten und Tönen. Mit Songs von Rio Reiser bis Grönemeyer beleuchten sie diese Zeit der kleinen Helden. Sie geben ihnen ein so nie gehörtes Outfit. Da kommen die unvermeidliche Harmonika, das Waschbrett, A-Cappella-Gesang, Aschenbecher, Wassergläser, Brausetabletten als Musikinstrumente und Metallplatten als Einlage für den Flügel zum Einsatz. Doch die Vier sind nur Musiker sondern beherrschen auch die Kunst der lakonischen Selbst-Darstellung. Pubertierende sind wir schließlich alle einmal gewesen. So lesen sie mit Wiebke Puls aus ihren jeweiligen Tagebüchern oder sogar die Poesie-Seite aus der "Girl"-Zeitschrift vor. Gerade die flapsigen Bemerkungen zwischen den Bühnenteam lassen so eine Zeit der selbstgemachten Kellermusik wieder auferstehen, die das musikalische Experimentieren mit den Gruppenerlebnissen zu verbinden wusste.

Die Frage nach dem Warum stellen die Fünf nicht nur in ihren Liedern sondern auch auf ihren Shirts, die im Laufe des Abends immer enger und kleiner werden und immer neue Plätze zeigen, in denen das "Why?" auftauchen kann. Auch Why?bration, Zwhy?fel oder Why?ber werden dann hinterfragt.

Wenn man außerdem schon immer einmal miterleben wollte, wie Wiebke Puls ein Liebeslied weinend singt, dann sollte man den nächsten Termin von "Jour Nix" im Malersaal auf keinen Fall verpassen.

Birgit Schmalmack vom 20.5.04

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