Einsame Liebesspiele

Charles will den Kitzel, das Abenteuer in die alltäglich gewordenen Beziehung zu seiner Ehefrau Dawn zurückbringen. Ihre einst - leider nur ihm - übernatürlich erschienene Liebe ist erkaltet. Anfachen will er das Feuer durch voyeuristische Spielchen, zu denen er seine von ihm abhängige und trotzdem immer unerreichbar bleibende Frau überredet. Sie, die ihn nur aus Berechnung geheiratet hat, um endlich legitimen Zutritt in die oberen Gesellschaftsschichten zu erhalten, lässt sich zunächst halbherzig darauf ein. Doch dann gewinnt sie zunehmend Gefallen an dem neuen Zeitvertreib. Sie lernt den arbeitslosen Macho-Mike in einer Disko kennen, der sich unter ihren Händen vom Frauen-Schakal zum verliebten Softie entwickelt. Sie genießt diese ehrlich gemeinte Verehrung und benutzt sie dennoch zu ihrer eigenen Zwecken, um endlich sich ihres verachteten Gatten auf raffinierte Weise zu entledigen.

Der Zuschauer ist in "Ekstase" hautnah in das abenteuerliche Spiel mit einbezogen. In der passenden Location der Hamburger Botschaft kommt die richtige Party-Stimmung auf. Immer wieder verwirren neue Aspekte des Machtgerangels zwischen den Eheleuten. Wer die Kontrolle behalten wird, ist zunächst noch unklar, doch dass sie Charles immer mehr aus den Fingern gleitet, ist bald ersichtlich. Ob Dawn auch die nächste Beziehung nur für ihre Ziele ausnutzen wird, wird geschickter Weise lange Zeit im Dunkeln gelassen. Mirja Mahir versteht es, Dawn so viel Gefühl einzuhauchen, dass der Zuschauer für diese vom Leben enttäuschte Frau trotz all ihrer Berechnung un Lust an der sich stets räkelnden Selbstdarstellung Verständnis und Sympathie aufbringen kann. Manuel Hechenberger ist in seiner unbedarften, hemdsärmeligen Art den Diskoaufreißer zu spielen so überzeugend, dass man ihm jeden seiner Prolosprüche sofort ab- aber nicht übel nimmt. Thomas Nestler ist eine gute Besetzung für das gebildete, blasse Muttersöhnchen aus guten Hause.

Leider büßt die Geschichte von Simon Black kurz vor Schluss etwas an Glaubwürdigkeit ein und macht Anleihen bei einem eher banalen Krimireißer. Wenn Charles als Tranvestit nun von seiner Frau zum Fremdgehen gedrängt wird, und zwar ausgerechnet mit dem treuherzigen Mike, wirkt dies nicht ganz so überzeugend wie der Rest der Story. Doch auch diese Klippe meistern die drei Darsteller unter der Regie vonChristian Concilio letztendlich, wenn sie am Schluss gekonnt den Ausgang in der Schwebe halten.

Birgit Schmalmack vom 28.3.02