L'Amour et Psyché/Dido und Aeneas


Liebe auf dem Prüfstand

Versuchsanordnungen über die Liebe liefern zwei Diplominszenierungen in der Musikhochschule. Sehr unterschiedlich gehen beide Regisseure an das Thema heran und sorgen damit für einen kontrastreichen interessanten Abend. Die erste Inszenierung der häufig und gern gespielten Oper "Dido und Aneas" von Henry Purcell setzt auf den Widerstreit zwischen Vernunft und Gefühl.

Dido (Julia Ostertag) gerät in die Fänge einer Zauberin (Tatjana Halttunen). Einzig die Liebe zu Aneas (Matthias Nenner) gibt ihr kurzfristig die Hoffnung aus ihrem Einflussbereich ausbrechen zu können. Streng geometrisch ist das Muster der grünen Streifen auf dem schwarzen Kleid der Zauberin. Genauso streng ist das grün schimmernde Gittermuster am hinteren Bühnenrand gestaltet, das die freie Welt abschirmt. Das neongrüne Wasserbecken bildet den optischen Mittelpunkt in diesem Labor der Gefühle. Am Schluss lässt Regisseur Eric Schulz die beiden widerstreitenden Kräfte Didos und der Zauberin zu einer Vereinigung kommen.

Ganz anders ergründet die zweite, den meisten wohl unbekannte Oper von Jean Joseph Cassanèa de Mondonville "Amor et Psyché" die Liebe. Hier geht es um Gefühle auf höchsten Niveau: Götter leben hier ihre Gefühle aus. Gott Amor (Marlen Hachmann) hat sich in eine wunderschöne Sterbliche verliebt: Psyche (Susanna Maria Kitzl). Nun ist die Göttin Venus (Rebekka Reister) in rasender Eifersucht entbrannt und versucht mit allen göttlichen Mitteln die arme Schöne so unter Druck zu setzen, dass sie von Amor ablässt. Doch die Liebe der beiden erweist sich als stärker als die Rachsucht der Göttin.

Während Eric Schulz in seiner Arbeit auf die stringente Analyse der psychologischen Hintergründe der Personen setzte, nutzte Regisseur Tobias Heyder die ergreifende Musik für eine berührende Romanze über den Sieg der Liebe.

Birgit Schmalmack vom 26.9.04