Crazy


www.hamburgtheater.de

Kekswichsen live

Dass sie noch Jungfrauen sind, ist das größte Problem der 16-jährigen Jungen, die sich in einer vorübergehenden Schicksalsgemeinschaft in einem bayerischen Internat zusammenfinden "Wenn du noch nicht gef..... hast, bist du nur ein halber Mensch." Diese Auffassung vertritt Janosch (Philippe Wolk), der tonangebende Cliquensprecher. Damit trifft er bei den anderen genau den wunden Punkt. Ohne einschlägige Erfahrungen rechnen sie sich keine Chancen bei Mädchen wie Marlen (Mirja Schneemann) aus, an deren Seite sich viele von ihnen träumen. Der neu hinzugekommene Benjamin (Timo Daus), der Halbseitenspastiker, sieht sich durch seine Behinderung von vornherein auf der Verliererseite. Kann er doch bei den sportlich-männlichen Konkurrenzkämpfen schlecht mithalten, die die Jungen als ausschlaggebend für den Erfolg bei den Mädchen halten. Doch diese scheinen irritierender Weise Gefallen an dem softeren Auftreten von Benjamin zu finden. Mädchen fahren eben auf Randgruppen ab, meint Janosch, der stets zu allem schnell die passende Schublade parat hat.

Gunnar Dreßler hat für sein Jugendtheater das durch die Verfilmung mit Robert Stadlober bekannt gewordene Buch von Benjamin Lebert "Crazy" kurzweilig auf die zweigeschossige Bühne gesetzt. Die jugendlichen Darsteller agieren beachtlich souverän und ausdrucksstark auf der fast leeren Bühne. Mit schnellen Schnitten, kurzen Szenen und peppiger Zwischenmusik werden die Probleme beim Erwachsenwerden und den ersten Begegnungen mit dem anderen Geschlecht unterhaltsam erzählt. Selbst die berühmte Kekswichsen-Episode wurde nicht ausgespart und geschickt umgesetzt. Auch mit dieser Inszenierung beweist Dreßler sein Gespür für interessante Stoffe und publikumsnahe Umsetzung.

Birgit Schmalmack vom 6.12.04