Lotterl und Kurti

"Lass mich dein Lustknabe sein, denn das ist mehr als ein Freund und weniger als ein Gatte", wünscht sich Kurt Weill von Lotte Lenya. Sie legt sich gerne bei diesem ungewöhnlichen Angebot nieder und heiratet ihn sogar später der Nachbarn wegen.

Die ereignisreiche Ehe und Doppelkarriere des Komponisten (Sören Fenner) und der Sängerin (Christine Jensen) führt sie in den Kriegszeiten nach Paris, Wien und schließlich in die USA. Entgegen vieler anderer Emigranten leben sie wirklich in den jeweiligen Ländern und arbeiten in der Landessprache. So erwiesen flexibel nimmt ihre Berufserfolg keinen Schaden. In Deutschland durfte Weill mit seiner Dreigroschenoper keine offiziell genehmigte Anerkennung mehr erhalten, dafür erreichte er im Ausland umso mehr Berühmtheit. Seine große Oper Mahagonny war der nächste Erfolg.

Geschickt hat Regisseur Dieter Seidel in seiner Musikrevue um das berühmte Liebespaar mit zwei hervorragenden Interpreten Lieder, Briefe und Episoden aus ihrem Leben und Schaffen miteinander verwoben, so dass ihre bewegte Geschichte auf der Bühne des Theaters N.N. nachvollziehbar zu erleben ist. Auf den zwei Podesten widmen sie sich jeweils ihren Einzelinteressen und an dem symbolischen Ort ihres Kennenlernens begegnen sich immer wieder: ein alter, drehbarer Holzkahn, der für romantische Gespräche, Versöhnungsumarmungen oder auch zum Teetrinken geeignet ist. Ebenso vielseitig Verwendung findet ein simpler Schleier: mal Tischdecke, mal Brautschleier, mal Schürze, mal Schultertuch. Für die unterhaltsame Auftritte im Showbizz in New York kommt die kleine Bühne des ehemaligen "Freddies Ballhaus" gut zur Geltung.

Birgit Schmalmack vom 19.5.02