Die kahle Sängerin


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Absurder Alltag

Ein typisches englisches Haus, zwei englische Ehepaare, englische Wanduhren, englische, gemusterte Tapeten und englische quietschbunte Burberry-Karo-Kleidung - das ist die erheiternde Grundkonstellation von Annette Pullens Diplom-Inszenierung "Die kahle Sängerin" im Thalia in der Gaußstraße. Die erfahrene und erfolgreiche Regisseurin ("Gagarin Way", "Dog eat Dog"), die ihr Gespür für theatralische Situationen und ihre ideenreiche, zeitgemäße Darstellung auf der Bühne schon unter Beweis gestellt hat, "durfte" sich für ihre Abschlussprüfung mit dem für sie ausgewählten Stück von Ionesco beschäftigen.

Ohne aufgesetzte Aktualisierungen widmet sich Pullen ausschließlich der Komik, die durch die Absurdität des Alltags entsteht. Mit starken Überzeichnungen sowohl in der Dekoration wie bei der Personendarstellung blieb die Inszenierung ganz bei den erzählten Oberflächlichkeiten. Pullen überhöhte nichts, sie überspitzte nur und steigerte dadurch das Absurde im Kleinen bis zu einer witzigen, kompletten Farce.

So konnte sich das Publikum unbeschwert über die wohl gesetzten Scherze amüsieren und trotzdem zu der Erkenntnis kommen, dass sich die Anstrengungen der Menschen, sich mit Belanglosigkeiten die kostbare Lebenszeit zu vertreiben in den letzten fünfzig Jahren in ihrer Substanz kaum verändert haben - allerhöchstens haben sich die Trends bezüglich des Stylings gewandelt.

Birgit Schmalmack vom 16.2.04