Musical mit sozialkritischem Anspruch

Audrey (Tina-Maria Aigner) träumt von einem kleinen Reihenhäuschen an der Autobahn mit Zinnpokal im Regal und Häkeldeckchen auf dem Fernseher. Doch im Moment ist sie eine Blumenverkäuferin in herunter gekommenden Downtown mit einem sadistischen Macho-Freund. Ihr pickeliger und schüchterner Kollege Seymour (Tino Andrea Honegger) hat sich das Träumen schon abgewöhnt. Als er jedoch eine neue Pflanze züchtet, wird er über Nacht zu einem gefragternStar und der Blumenladen kann sich vor boomender Nachfrage kaum retten. Plötzlich ist die Lage in Downtown kein Nachteil mehr sondern ein Publicity fördernder Marketinggag. Leider erweist sich die Pflanze als blutgieriges Etwas, das ständig mit frischem Menschenfleisch gefüttert möchte, um den einmal errungenen Erfolg weiter aufrecht zu erhalten. Dass der fiese Freund von Audrey dran glauben muss, mag kaum jemanden traurig stimmen. Doch die Pflanze will mehr...

In der deutschen Übersetzung des Kult-Musicals wird die Pflanze zum Sinnbild für die alle Menschlichkeit verschlingenden Geldgier. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten sind nicht vorgesehen aber eine Transferziehung von der Jungregisseurin Lara Michaelis durchaus erwünscht. Diese arbeitet sie in ihrer Diplominszenierung in Musikhochschule klar heraus. Dabei kommt der Glamour der amerikanischen Vorlage keineswegs zu kurz. Drei Glitzergirls sorgen für schön choreographiertes Show-Ambiente. Und auch für Klamauk ist gesorgt. Eine slapstickhafte Parodie auf die Underdog-Szenerie liefern die Darsteller in der bewusst zurückhaltend gestalteten Bühne (Frederike Höpkers).

Birgit Schmalmack vom 13.12.04