Best of Dreigroschenoper


Teuflischer Clown

"Ein Schiff wird kommen mit 50 Kanonen an Bord und hinwegfegen die Menschen!" Maliziös lächelnd intoniert Dominique Horwitz die Rache der kleinen Leute, der Brecht in seiner Dreigroschenoper ein legendäres Denkmal setzte. Genüsslich lässt er dabei gewaltlüsterne Blicke über das Publikum in den Fliegeden Bauten schweifen. Am Ende des Liedes steht er zitternd vor Erregung wie ein machtgieriger Feldherr mit hoch erhobenen Kopf vor seinem Mikrophon. Als teuflischer Clown springt Horwitz zwei Stunden lang durch alle Hits der Dreigroschenoper. Dieser Tausendsassa, dem der Schalk aus jedem Knopfloch blitzt, schlüpft blitzschnell in die Rollen Seeräuber Jenny, der Polly und des Meckie Messer. So zeigt er mal untergründige Gefährlichkeit, grausame Rachsucht oder weibliche Verführungskunst. Und freut sich insgeheim schon auf den nächsten Überraschungscoup, den er für sein Publikum bereit hält. Will er allerdings auch mit seinen vier Musikergenossen seine Spielchen treiben, wissen sie ihm schnell zu zeigen, wer hier am längeren Hebel sitzt. Sie bringen ihn mit konsequentem Streik der Instrumente oder Misstönen schnell zu ihrer Art der Teamarbeit zurück.

Diese allerneueste Fassung der "Best of Dreigroschenoper wurde von Jan-Christoph Scheibe variantenreich aufgepeppt. Mal bekommen die altbekannten Songs ein verrocktes, mal ein verjazztes, mal ein souliges und mal ein märchenhaftes Outfit. Die vier Musiker sind alle so versiert, dass sie die verschiedenen Stilrichtungen auch während eines Stückes mehrfach wechseln können. Horwitz folgt ihnen stimmgewaltig auf jeder Spur und würzt so den Abend auch für diejenigen, denen die Songs der Dreigroschenoper wohl vertraut sind, mit vielen so sicherlich noch nie gehörten Überraschungen.

Birgit Schmalmack vom 19.5.04