Weihnachtsoratorium


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Die starken Frauen

Die zarte Frau, nur noch mit dem weißen Unterkleid und den zersausten offenen langen Haaren bekleidet, kann sich befreien. Der Kommandante hatte Gefallen an ihr gefunden. Ganz gewohnt alles zu bekommen was er möchte und ganz ungeübt darin etwas verweigert zu bekommen, entführte er die Braut direkt von ihrer Hochzeitsfeier. Er verhaftete ihren Bräutigam und vergewaltigte die Braut. Die männlichen Gäste hatten sich derweil resignierend in ihre Männerrunde zurückgezogen und trösteten sich mit melancholischen Gesängen. Doch die Braut kann sich aus eigener Kraft losreißen und schafft es die anderen Frauen zum Aufbegehren zu bewegen. Mit ihren Feldwerkzeugen, Heugabeln und Stangen stampfen sie auf und scheuchen die Männer aus ihrer Resignation auf. Rebellion geht hier von den schwächsten Glieder der Dorfgesellschaft aus. Das setzt umso mehr in Erstaunen, als das die männlichen Bewohner dieses spanischen Dorfes zuvor ihrem Ruf als waschechte Machos mit jeder Bewegung gerecht zu werden versuchten. Mit eindrucksvollen Stepptänzen kämpften sie gegeneinander um die Macht und das Ansehen.

Antonio Gades hat in seinem letzten Werk "Fuenteovejuna" 1994 mit dem Spanischen Nationalballett aus Madrid eine berührende Geschichte erzählt, die in ihrer Gefühlsintensität beeindruckt. Die Musik entsteht auf der Bühne. Die Sänger und Trommler haben sich unter die Tänzer gemischt. Mitreißend lässt Gades ein Gesamtkunstwerk aus Tanz, Musik, Licht, Rhythmen und Farben entstehen. Er hat der Folklore und dem Flamenco damit zu neuen Ausdrucksformen verholfen. Geschickt werden leise Momente mit überschäumender Lebensfreude, Sinnlichkeit mit Rebellion, trickreiche Weiblichkeit mit vordergründiger Männlichkeit kombiniert. Das Hamburger Publikum applaudierte begeistert am Ende der spannenden, gefühlsintensiven neunzig Minuten der Aufführung.

Birgit Schmalmack vom 14.8.05