Helges Leben


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Ein ganz normales Menschenleben

Als Baby wird Helge (Maximilian Nowka) unschuldig und unwissend, was ihn erwartet, in die Welt geschleudert. Als alter Mann sitzt er im Rollstuhl, wird er herumgeschoben und kann nicht glauben, dass dieses kurze Leben alles gewesen sein soll. Jetzt, wo er wüsste, wie das Leben anzupacken ist, wünscht er sich ein zweite Chance. Doch Frau Tod (Kristin Harms) steht schon neben ihm und verabschiedet ihn mit einem tödlichen Kuss. Frau Gott (Wibke Quast) vergibt den ersehnten Neuanfang nicht an ihn sondern an das Baby Holger, für das Helges Erfahrungen nutzlos sind. Zwischen Anfang und Ende des Menschen Helge liegen viele Jahre der Angst, der Einsamkeit, der Unsicherheit - und einige wenige, in denen er all das Belastende durch die Begegnung mit Tina (Nina Föhr) und die gemeinsame Entdeckung der Liebe abschütteln konnte. Solange bis die Langeweile und Lust auf Abwechselung seine Gefühle wieder schwinden und ihn die Beziehung beenden lässt.

Sibylle Berg erzählt dieses ganz normale Menschenleben in ihremm Tehaterstück "Helges Leben" aus dem Blickwinkel der Tiere. Die Menschen sind nämlich mittlerweile ausgestorben und die Tiere haben ihren Platz eingenommen. Sie werden von Frau Tod und Frau Gott mit Theaterstücken unterhalten, die wie in der heutigen Aufführung z.B. einen durchschnittlichen Prototypen ihrer ausgestorbenen Vorfahren zum Thema haben können.

Die diesjährige Abschlussklasse des Schauspiel-Studios Frese konnten mit ihrer Inszenierung unter der geschickten Regie von Ulrich Meyer-Horsch im kleinen Saal des Winterhuder Fährhauses viel Spielfreude, Einfallsreichtum, Lust an der Verwandlung und Sanges- und Tanzkünste präsentieren. Die Rollen, die sich der menschlichen Fähigkeit der Vernunft bedienen durften, sorgten zusätzlich für nachdenkliche Töne. Besonders differenzierte Darstellungsleistungen waren bei Nina Föhr zu sehen, die als Tina berührte und als Reh Sinn für Komik bewies. Doch auch die personifizierten Ängste von Helge (Lena Münchow) und Tina (Sabine Kolb) beeindruckten mit ihrem eindringlichen Einflüsterungen. Ein spannender Theaterabend mit vielen Talenten, der mit anhaltendem Applaus der Zuschauer honoriert wurde.

Birgit Schmalmack vom 21.6.03