Delikate Situationen

Einen Kultfilm auf die Bühne zu bringen ist eine Herausforderung, die nicht zu vernachlässigende Risiken in sich birgt. Entweder bleibt man hinter dem Original zurück, dessen Bilder jeder im Kopfe trägt oder man erreicht es, kann aber nichts Neues aussagen oder man erzählt bestenfalls eine neue bzw. aktualisierte Geschichte.

Kai-Uwe Holsten wagt es und bringt eine Neuauflage des Klassikers "Das verflixte siebente Jahr" im Altonaer Theater ganz im Stil der guten alten Zeit heraus. Katrin Weisser muss sich mit dem legendären Kult-Sexsymbol Marilyn Monroe messen lassen. In der Rolle des unbedarften, aber studierenden Pin Up-Models. Ganz so naiv wie dem Vorbild gelingt ihr der Schmollmund nicht, aber ihre Locken und die schlankeren Hüften können mithalten. Ihr nimmt man dafür eher den Studentinnenstatus ab. Sie begegnet durch einen unfreiwilligen Absturz eines Blumentopfes auf den unteren Balkon dem leicht konfusen Strohwitwer Robert Sherman (Paul Matic). Dieser verliert die Reste seines Verstandes, die ihm der heiße New Yorker Sommer noch übrig gelassen hat, als er das blonde, süße Gift erblickt. Schnell ist er geneigt seinen erotischen Träumen nachzugehen und zu vergessen, dass er Frau und Kinder hat, die nur zeitweilig aus seinem Blickfeld entschwunden sind, da sie schon in der Sommerfrische weilen.

Die kühl gestylte Designerwohnung mit herrlich-kitschigen New Yorker Panorama-Blick lässt allerdings die quälende, flirrende Hitze der Stadt, die die erotischen Wunschvorstellungen Richards erst glaubhaft zum Kochen bringen, vermissen.

Die nette Inszenierung scheut sich nicht vor leicht verständlichen Klischees, die für schnelles Vergnügen sorgen. Zum Glück sorgt Matic mit seiner sympathischen, augenzwinkernden Trotteligkeit für die nötige Prise gedankenverlorener Ausstrahlung und Katrin Weisser für die des hübschen Anblicks.

Birgit Schmalmack vom 16.9.02.