Das Jahrmarktfest zu Plundersweilern


Sommertheater in Blankenese

Provinz... Mich kann das Wort nicht stören.
Manche zwar möchtens ungern hören.
Plundersweilern ward oft schon hingestellt
Als langweiligste Stadt der Welt.
Denn ward nicht jedem Erdenteile
Sein gerüttelt Maß an Langeweile?
Andrerseits, wüsst mir keinen steilern
Aufstieg als den von Plundersweilern.

So deklamiert der dichterisch veranlagte Ordinarius der kleinen Stadt (Ingo Braun) zum Anlass des jährlichen Jahrmarktes. Für den Aufführungsort von "Das Jahrmarktfest von Plundersweilern" gilt letzterer Punkt auch in ganz praktischer Hinsicht. Viele Stufen müssen erklommen werden, bis die Zuschauer mit ihrer Picknickausstattung oben hoch über der Elbe im Römischen Garten in Blankenese angekommen sind. Doch dann kann die Erholung bei Picknick, wunderschöner Aussicht und kurzweiliger Unterhaltung beginnen. Das Theater N.N. erfüllt die Erwartungen an eine sommerlich leichte Erbauung unter freiem Himmel. Regisseur Dieter Seidel hat das Glück drei sehr gute Schauspieler dafür zur Verfügung zu haben, die mit Leichtigkeit und Spielfreude die 18 Rollen inklusive rasantem Kostüm- und Szenenwechseln bewältigen. Seidel macht sich den Spaß, das Umkleiden sogar direkt vor den Zuschauern stattfinden zu lassen. Die Lacher sind garantiert, wenn der dicke Ordinarius sich in den wohlgestalten Haman verwandelt.

Das Stück bietet genügend Gelegenheiten für Späße; allzu kurios überzeichnet sind die Figuren der Bewohner des kleinen Örtchens gestrickt. Gut dass das Stück im Stück des ambitionierten Theaterdirektors (Erik Fiebiger) für etwas Niveau sorgen möchte. Er hat sich schließlich der hohen Kunst verschrieben und führt das historisch eingefärbte Stück Esther (Miriam Hensel) auf. Von Goethe stammen die beiden ersten Akte; Hacks hat sie überarbeitet und vermehrt um den dritten, den abschließenden Akt. Dabei schüttelt er die Knittelverse nicht weniger gekonnt als Goethe aus dem Ärmel. Mit dem "Esther" - Drama wollte der 24 Jahre alte Goethe die französische klassizistische Tragödie verspotten.

Für laue Sommernächte an der Elbe eine gelungene Untermalung der geselligen Picknickstimmung.

Birgit Schmalmack vom 17.7.06