The Killer in me is The Killer in You my Love


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Sommerliche Frühlingsgefühle

Klein-Gerber (Markus Reymann) ist stolz auf sich: Ab und zu bringt der sonst eher Schweigsame in dem Gespräch der größeren und cooleren Jungs auch einen Spruch wie "Noch ein Spruch - Kiefernbruch!" unter und die Anderen lachen sogar mit. Er ist "einfach so gut drauf", obwohl der große Bruder (Jörg Kleemann) ihm immer wieder deutlich zu machen versucht, wie wenig er seine Gesellschaft beim Abhängen mit Surbeck (Hans Löw) schätzt. Denn bei ihnen geht es schließlich um die wirklich wichtigen Dinge ihres jungen Lebens, von denen der Kleine noch keinen blassen Schimmer hat: um Rauchen von Rothändles auf Lunge, um Pornobilder auf dem Klo und um Mädchen. Im Speziellen um die hübsche Hanna (Silke Steffen) in ihrem schicken Bikini. Die schüchterne blasse Lena (Claudia Renner), die nie ihr T-Shirt ausziehen mag, kommt jedenfalls auf keinen Fall in Frage. Die darf sich höchstens heimlich Blickkontakt mit Klein-Gerber von Hochhausfenster zu Hochhausfenster erlauben.

Jorinde Dröse gelingt es mit "The Killer in me is The Killer in You my Love" von Andri Beyeler Erinnerungen an die flüchtigen Stimmungen der pubertären Neugier, des überschäumenden Übermuts, der absoluten Überzeugungen bei gleichzeitiger totalen Unsicherheit und Unklarheit einzufangen. Ohne Regieideenballast verpackt sie sie in eine kleine Sommergeschichte im Freibad. Eine besondere Sprachmelodie mit häufigen Wiederholungen von Satzbruchstücken verhindert die Anbiederung an Szene-Sprachtrends und die berichtenden Parallelerzählungen der Beteiligten schaffen eine betrachtende Distanz.

Als die Windmaschine die Herbstblätter über die Freibadmauern pustet, ist die sommerliche Erfolgsgeschichte von Groß-Gerber schon wieder zu Ende. Seine Ex-Hanna sitzt derweil immer noch auf ihrem Mäuerchen und wartet auf die nächste Liebes-Episode, die für neue, aufregende Zungenküsse und mehr sorgen soll.

Birgit Schmalmack vom 23.9.02