Die Weiße Rose


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Mein Bestes geben - mein Leben

Etwas Größeres als sein eigenes Leben ist dem Polizeibeamten Mohr (Stephan Benson) noch nicht begegnet. Durchzukommen gilt ihm als das höchste Ziel während der Nazizeit. Erst als er die Ermittlung gegen die Mitglieder der "Weißen Rose" führen soll, beschleichen ihn leise Zweifel an seiner Weltsicht. Diese jungen Leute haben Ideale. Sie glauben an die Wahrhaftigkeit der Menschen. Sophie (Johanna Klante) Scholl glaubt sogar an eine Ehre ohne Konditionen, an eine Ehre, die als absolut zu setzen ist. Und sie meint wie ihr Bruder Hans und die anderen drei verhafteten Mitglieder (Roman Dudler, Mathias Junge, Torben Krämer, Andreas Vögler) der studentischen Widerstandsbewegung nicht die Soldatenehre sondern die ganz persönliche Moral. Diese Jugendlichen trotzen Mohr in ihrer Unbeirrbarkeit fast wider Willen Respekt ab. In ihm keimt der Wunsch wenigstens das junge zarte Frau zu retten. Doch sie weigert sich standhaft sich als unschuldig und vom ihrem Bruder angestiftet einstufen zu lassen. Als Mohr entschuldigend meint, dass er in seinem Leben immer sein Bestes gegeben habe, greift sie seinen Gedanken auf: Sie sei wirklich bereit ihr Bestes zu geben: ihr Leben.

Regisseur Johannes Kaetzler hat in dem grau-monumentalen Bühnenbild aus zwei durch eine Treppe unterbrochenen Wänden von Peter Schneider eine eindrucksvolle Zeitgeschichtsstudie über die fünf jugendlichen Widerstandskämpfer im Ernst-Deutsch-Theater vorgelegt. Benson glänzt in seiner differenzierten Darstellung des zwielichtigen Nazischergen Mohr, der sich beim Durchkommen nicht die Hände schmutzig machen und sein gutes Gewissen retten möchte. Klar und gradlinig werden dagegen die Persönlichkeiten der Studenten gespielt. Mit bewundernswerten Durchhaltevermögen, Aufrichtigkeit und Aufopferungsbereitschaft zeigen sie nur wenig Anzeichen von Angst und Zweifel. Kaetzler erinnert in dieser stringenten, schnörkellosen, konzentrierten Inszenierung an Menschen, die bereit sind als ein Zeichen für die Anständigen in Deutschland ihr Bestes zu geben.

Birgit Schmalmack vom 8.5.05

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