Trostpreis für Deutschland


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Rock and Roll all over the world

Der amerikanische Rocksong ist offenbar ein Exportschlager, der keine Konkurrenz kennt. Dagegen ist der deutsche Schlager machtlos. Selbst Marius Müller Westerhagens "Sexy" macht eben eine schlechte Figur neben "Fame". Auch wenn sich Philipp Otto als alleiniger Vertreter der deutschen Musiksparte alle Mühe gibt, sämtliche Kassenhits aus seiner transportablen Mini- Hammondorgel zu zaubern, die das deutsche Liedgut zu bieten hat - gegen die fünf amerikanischen Sonnyboys and -girls (Jürgen Uter, Sandra Schöner, Alannah Miles, Andreas Grötzinger und Tim Grobe) mit den respektablen Rock- und Schmuseröhren kann er kaum Punkte machen. Der Musikmarkt und mit ihm der Zuschauer hat sich klar für die Amerikaner entschieden. Das Blatt wendet sich erst, als fremde Töne ertönen und eine Frau auf einem Drachen vor der hohen Fenstern der pompösen US-Machtzentrale vorbeischwebt: China naht und bestimmt nun die Regeln des Erfolgs.

Erik Gedeon hat einen neuen Musikabend für das Schauspielhaus kreiert. Diesmal ist ihm eine unterhaltsame, witzige Parodie auf den erfolgsverwöhnten Musikgeschmack gelungen, die wieder einmal Klischees dankbar aufgreift und benutzt, aber durchaus auch Raum für einige Zwischentöne lässt. Natürlich müssen auch hier die Amerikaner die Probleme mit dem Griff zur Waffe lösen. Doch zuvor versuchen sie eben auch durch eine entwaffnende Charmeoffensive zum Ziel zu kommen. Die Charaktere sind differenziert gezeichnet und hervorragend besetzt - nicht nur schauspielerisch sondern auch stimmlich. Ein amüsanter Abend im Schauspielhaus.

Birgit Schmalmack vom 19.5.07