Internationale Glückssucher

Die Choreographin und Tänzerin Adife Kaya stellt am Ende der Aufführung ihres Stückes ihre internationalen Mitwirkenden vor: Anna-Franziska Bürgin - Schweiz, Renée Watt - Ausstralien, Katrin Weibezahn - Deutschland und zuletzt sich selbst. Ihre Handbewegung, die an Stelle des Herkunftslandes folgt, ist genauso beredt wie die gesamte Inszenierung: Wie ein Fisch schwimmt ihre Hand zwischen zwei Möglichkeiten hin und her und deutet doch gleichzeitig eine Trennlinie an.

Ihr Stück "Wenn ich mir was wünschen dürfte.." erkundet ohne sprachliche oder kulturelle Kommunikationsprobleme die Wünsche von Menschen. Sind die Riesenfernseher, aus deren Papp-Kartons die drei Tänzerinnen am Anfang krabbeln, als Konsumgüter die Glücksbringer, von denen wir träumen? Ist es der neue Partner, der beim Flirten im Schwimmbad becirct werden soll? Entschädigt die hoffentlich verlässliche Freundin den entgangenen Flirterfolg? Oder macht vielleicht das endlich errungene Geld glücklich? Oder doch nur einsam und traurig?

Emotionsintensiv und mitreißend beeindruckt besonders die Leiterin der kleinen Truppe Kaya mit ihrem ausdrucksstarken Minenspiel. Wenn das Make-Up durch einige Schweißtropfen verwischt ist, glaubt man ihr die Tränen der Enttäuschung über die Flüchtigkeit der mühsam ergatterten Glücksmomente sofort. Die wirkungsvolle und aussagekräftige Musikauswahl und geschickte dramaturgische Übergänge sorgen für einen spannenden, humorvollen und sehenswerten Tanztheaterabend, der auch weniger Tanztheater-Interessierten viele Momente des amüsierten Wiedererkennens beschert.

Birgit Schmalmack vom 23.02.04