Rundes Lebenskonzept

Gute "Freunde zum Essen" haben Karen (Sabine Orléans) und Gabe (Volker Mosebach) eingeladen. Doch statt des unkomplizierten, seit Jahren gut einstudierten Austausches von fröhlichen Urlaubserlebnissen und neuen Kochrezepten, serviert die Freundin Beth (Ester Francksen) die Enthüllung: Mein Mann Tom (Hans-Jörg Frey) lässt sich scheiden! Plötzlich gerät die kleine wohlgeordnete Welt von Karen und Gabe ins Schwanken.

Sie sind ein Paar im mittleren Alter: Auf ihr bisheriges Lebenswerk können sie stolz sein: Zwei Kinder, ein Ferienhaus am Meer, eine gemeinsame Karriere als Gastrojournalisten und zwei wirklich gute Freunde, die unter ihrer Mithilfe ebenfalls zu einem Paar geworden sind. Ein Vorzeige-Paar, dessen rundum geglücktes Lebenskonzept allerdings unangenehm in Frage gestellt wird, als das befreundete Ehepaar, mit dem man alt und fett werden wollte, sich trennt. Plötzlich tauchen Fragen auf: Wie geht man mit der Vergänglichkeit des Lebens, auch von Beziehungen um? Versucht man festzuhalten, zu bearbeiten und das Vorhandene zu verbessern, zu flicken oder stürzt man sich in einen Neuanfang mit anderem Personal? Wie gut kennt man eigentlich die Menschen, die einem als nahestehend galten?

Nett verpackt wurde Donald Margulies Beziehungsschau in der Inszenierung am Ernst Deutsch Theater. Regisseurin Adelheid Müther gibt der psychologisch einfühlsamen Darstellung der aus dem Leben gegriffenen Alltagsgespräche viel Raum. Das Bühnenbild von Anna Siegrot lässt schon beim ersten Anblick ahnen, dass die scheinbar runde Welt der Vier etliche Ups und Downs bereit hält: Ein auf- und absteigenden Kreisrahmen umgrenzt die Drehbühne, auf der Möbel für die wichtigen Stationen menschlichen Zusammentreffen, also Esstisch, Sofa und Bett, verteilt sind. Eine riesengroße, schräge Tür steht im Mittelpunkt: ein Symbol für die Abgeschlossenheit dieser Lebenswelt mit kontrolliertem Zutritt nur angemeldeter Neuerungen. Ein locker-leichter Theaterabend, der beim liebevoll angerichteten Feinschmeckermahl mit den großen Lebensfragen spielt,ohne dass sie allzu schwer im Magen liegen bleiben.

Birgit Schmalmack vom 22.5.04

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