Thalia Treffpunkt


Grüne Tomaten

Für jeden gilt das Recht auf Glück

Den Erfolgsfilm "Grüne Tomaten" als Theaterstück auf die Bühne zu bringen und das mit 20 Laiendarstellern, zum Teil mit starken Behinderungen, ist ein mutiges Unterfangen, dem sich Regisseur Tuncay Akcay im Rahmen des Thalia Treffpunktes stellte. Es wurde getragen von den vier Hauptdarstellerinnen, die ihren Figuren Leben und Persönlichkeit einhauchten.

Evelyn ist mit ihrem Leben höchst unzufrieden. Ihr Ehemann Ed schaut sie nicht mehr an, die Kinder sind aus dem Haus, die Schwiegermutter traktiert sie. Da trifft sie auf die alte, weise Ninny, die ihr neue Energie gibt, indem sie ihr eine alte Geschichte aus den vierziger Jahren von zwei mutigen Frauen erzählt. Damals wagten Idgie und Ruth es aus ihren den konformen Gesellschaftsstrukturen auszubrechen, als zwei Frauen alleine zusammen zu leben und ein Cafe zu eröffnen.

Ninny ist in dieser Inszenierung eine zarte, winzig kleine Frau (Kiana Shojaat), die im Rollstuhl sitzt und nicht einmal ihren Kopf bewegen kann. Doch ist ihr Spiel von starker Präsenz gekennzeichnet. Ihr glaubt man ihre lebenskluge Rolle mit jedem Wort. Marina Schmidt ist ihr ein quicklebendiges Gegenüber, das glaubwürdig die Entwicklung der Evelyn zeigt. Die kesse Ayla Lorenzen gibt der Idgie genügend Nonchalance und Raubeinigkeit. Nicole Vollmer kann sich nur im Rollstuhl fortbewegen. Ihre Bewegungsfreiheit ist ähnlich eingeschränkt wie die ihrer Figur Ruth, die sich zunächst in arrangierter Ehe an einen ungeliebten Mann binden muss, der sie unterdrückt. Erst nachdem sie mit Idgie den Ausbruch wagt, findet sie Glück.

Das Ausscheren aus den Erwartungen der Gesellschaft bekommt in dieser Besetzung eine ganz neue Bedeutung. Sie zeigt, dass das Recht auf Glück für jeden gilt.

Birgit Schmalmack vom 27.6.06