Rose und Walsh


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Das Panoptikum der verkannten Helden

Looser sind sie alle, die unter der Regie des Nachtwächters Helmut Zhuber, ins Wachsfigurenkabinett ins Kellergeschoss abgeschoben worden sind. Auch wenn der Neuankömmling Al Gore (Stephan Benson) dies noch nicht wahrhaben möchte; er reckt seinen Daumen immer noch siegesgewiss in die Höhe. Seine Leidensgenossen hatten schon länger Zeit sich mit ihrer misslichen Lage abzufinden. Maria Stuart (Sarah Masuch) weiß um ihre Niederlage gegen die englische Königin, die sie um einen Kopf kürzer machte. Napoleon (Julian Schmidt) hat schon oft genug seine Truppenaufstellung gegen Wellington nachspielen können und Salieri (Matthias Stötzel) besitzt eine genaue Aufstellung Liste all der Musikstücke, die er komponiert hat, aber kein Mensch kennt. Schließlich Camilla (Marion Martienzen): Sie musste dreißig Jahre lang in der zweiten Reihe verharren. Die überall heiß verehrte Prinzessin Diana vertrieb sie von der Seite ihres Geliebten Prinz Charles. Ihr Dauergrinsen ist zur frisch toupierten Maske eingefroren.

Das schauspielerische Profiteam Peter Jordan und Alexander Geringas hat in den Kammerspielen eine liebevoll inszenierte Liederfolge um die berühmten Verlierer arrangiert. Sie erinnern an die Abende von Wittenbrink, was nur positiv anzumerken ist. Die Schauspieler überraschen durch eine durchweg stimmgewaltige Interpretation der auf ihre Lage umgedichteten Songs. "Rock me Amadeus" und die Zugabe "Don`t worry, be happy" geraten dabei zu mitreißenden Hits, die die Zuschauer auch beim Hinausgehen noch allenthalben vor sich hinsummten.

Birgit Schmalmack vom 1.1.06