Lügen der Papageien


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Es bleibt in der Familie

Peter Maertens liegt auf einem flachen schlichten Podest vor einer unentschlossenen Sammelsurium-Kulisse (Ausstattung: Julia Borchert) in einem abgerissenen Königskostüm und versucht den Satz "Ich bin ein Stück Scheiße" zu deklamieren. So, voller augenzwinkernder Selbstironie beging Peter Mertens gemeinsam mit seinen drei Schauspieler-Kindern sein 50-jähriges Bühnenjubiläum am Thalia-Theater. Ausgerechnet das Schauspielervernichtungsstück "Lügen der Papageien" von Andreas Marber suchten sie sich aus, um das Ereignis am Sonntagabend auf der großen Bühne zu feiern.

In dem Stück im Stück bekommt der Hauptdarsteller (Peter M.), von einem eitlen, hochempfindlichen Autor (Kai M.) eine Rolle auf den Leib geschrieben. Peter Martens, der im wahren Leben wahrhaftig keinen Mangel an ruhmreichen Rollen zu beklagen hatte, lässt mit der Titelrolle in "Ein Stück Scheiße" ködern. Gemeinsam mit der einfühlsamen, vermittelnden Regisseurin (Miriam M.) und dem mitfühlenden, bemühten Dramaturg (Michael M.) versuchen sie nun der Bedeutung des stücketragenden und titelgebenden Satzes näher zu kommen. Natürlich ohne Erfolg, wie der Probenbesuch des hämisch grinsenden Autors beweist; verfolgte er doch damit nur den einen Gedanken, sich an dem Schauspieler für eine angebliche in der Kantine geäußerte Kritik an seinen Stücken zu rächen und ihn zu demütigen. "Quäle nie einen Autor zum Scherz", schärft er jedem künftigen Kritiker seiner Arbeiten ein. Da die vier beteiligten Darsteller aus der Familie Maertens allesamt mit viel darstellerischem Witz und Sinn für scheinbar beiläufig eingestreuten Humor ausgestattet sind und über soviel Selbstbewusstsein verfügen, dass sie sich auch gekonnt selbst auf die Schippe nehmen können, wird der Anlass zum Eigenlob geschickt ausgeschlagen.

Drei anschließende Würdigungen des Jubilars des Kritikers Werner Brunkhorst von der Süddeutschen Zeitung, des langjährigen Thalia-Kollegen Manfred Steffen und des Mit-St.Pauli-Fans Corny Littmann rundeten den Abend mit vergnüglichen, erinnernden Bemerkungen ab.

Birgit Schmalmack vom 5.4.04