Ideal der großen Liebe

Die große Liebe, wie sieht sie aus? Lässt sie uns auf Wolken schweben? Sind wir ein Herz und eine Seele oder eher wie Katz und Hund? Ergänzen wir uns wie Ying und Yang oder widersprechen wir uns wie Ying und Yang? Das Liebespaar Amanda und Elyot erlebt beide Varianten. Sie können nicht mit einander leben, aber auch nicht ohne einander. Haben sie sich nach 21 Ehejahren endlich zu einer Trennung durchringen können, neue (viel jüngere) Partner gefunden und sich zur luxuriösen Hochzeitsreise aufgemacht, will es der Zufall oder das Schicksal, dass sie im selben Hotel absteigen. Auf der Hotelterrasse treffen sie sich wieder und sinken sich erneut in die Arme.

Wie sie sich lieben, streiten, schlagen und wüst beschimpfen, das ist bei den Hauptdarstellern Judy Winter und Thomas Fritsch eine äußerst sehenswerte Angelegenheit. Die beiden jüngeren Mitspieler (Maike Bollow, Jerry Marwig) haben dabei neben den Stars eine undankbare Aufgabe zu absolvieren, doch sie meistern sie entsprechend ihres Rollenzuschnitts.

Die Bühne hat Designer Peter Schmidt mit schlichter Ästhetik wunderschön gestaltet. Die Drehbühne öffnet den Blick in zwei Hotelsuiten und nach einer weiteren Drehung in den großzügigen Salon einer riesigen Yacht.

Die witzig-spritzige Boulevard-Komödie von Noel Coward amüsierte das Hamburger Publikum, das den Theaterraum bis auf den letzten Platz füllte. "Ganz wie aus dem richtigen Leben gegriffen," meinte einer der Ehegatten scherzhaft zu einem befreundeten Ehepaar. Nach einem erschrockenen Blick seiner Frau beeilt er sich hinzufügen: "Naja, ganz so schlimm ist es bei uns doch nicht." So kann dieser Theaterabend nicht unbedingt neue Erkenntnisse vermitteln, aber doch zu der beruhigenden Überzeugung verhelfen, dass die eigene Beziehung vergleichsweise zufriedenstellend verläuft.

Birgit Schmalmack vom 5.1.05