Voll auf Tic-Tac

Um nichts weniger als die Frage nach dem Glück und der Wahrheit geht es. Das verrät der "feine, sensible" Moderator des Theaterabends "Gifted" im weißem Abendanzug im kaum unterdrückten Hamburger Tonfall dem Publikum. Mit Anleihen ans Kasperl-Theater führt er durchs Programm, das die "Verworfenen" vorführen wird. Zum Glück gab es Kinder zwischen den Zuschauern, die die entsprechenden Fragen ("Seid Ihr glücklich?, Wollt Ihr sie wirklich sehen?") gekonnt zu beantworten wussten. Und dann erschienen die Schüchternen, Gekrümmten, Traurigen, Ewig-Lachenden, Suchenden auf dem kahlen Bühnenraum des Neuen Cinemas in feinster Abendkleidung.

Als Glücksversprechen zur Lösung ihrer Probleme hat der smarte Moderator ihnen nur eine Dose Tic-Tac anzubieten - wenn da nicht drei Erleuchtete auf die Bühne spazieren würden, die dann eine wirklich bühnenreife Parodie auf ein an ihren Schwierigkeiten gewachsenes, jetzt eng verbundenes Liebespaar mit dazugehörigem, gut geratenem Kind hinlegen würden. Auf einem Podest vor in Farben des Regenbogens erstrahlendem Hintergrund berichten sie mit Mikrofon wie für eine Ratgeber-Talk-Show von ihrer durch gemeinsame Erkenntnisse gewachsenen Verbundenheit und raten allen zur wahrhaftiger Kommunikation.

Doch die vom Leben Ver- und Hin- und Hergeworfenen haben auch Möglichkeiten für sich entdeckt, um die Glücksmomente im Leben zu suchen und zu finden. Die eine schwört auf das richtige Gefühl für ihren schlanken, durchtrainierten Body, die andere träumt von romantischer Zweisamkeit, der nächste findet Ruhe im Anglerglück.

Der Regisseur Martin Kreidt führt seine zehn Laienschauspieler, die alle eine Geschichte der überwundenen Drogenkarriere hinter sich haben, immer dicht an der Grenze der trivialen Pauschalantworten vorbei. Mit viel Ironie gewürzt schaffen sie es, die Klippen der allzu einfachen Aussagen zu umschiffen.

Am Ende des sechzigminütigen Abends wurden sie mit jubelndem Applaus belohnt, der wohl nicht nur zum Erfolg bei diesem Theaterstück beglückwünschen sollte.

Birgit Schmalmack vom 10.5.02