Getanzte Klänge

Eine große Metallplatte füllt die Bühne der K6 auf Kampnagel. Über ihr hängt eine riesige Traube von trichterförmigen Lautsprechern. Eine einzelne Frau bewegt langsam und geräuschlos ihre Arme, während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen. Als das Saallicht erlischt, lässt sie ihre Füße vorsichtig über den Metallfußboden gleiten: Ein Knirschen wie beim Schlittschuhfahren auf Eis ist zu hören. Immer neue Variationen der Klänge erzeugt sie mit ihren Schuhen, die mit Mikrophon und Metallplättchen versehen sind. Vier weitere Tänzer kommen zu ihr, wundern sich scheinbar über die Geräusche und horchen immer wieder an ihren Körpern - wohl um das Geheimnis zu lüften. Später werden einzelne Mikrophone unter den Schuhen mit Echo versehen und der Klangteppich wird immer dichter. Nur wenige stillere Zwischenräume erlauben die Einspielung von Klaviersequenzen oder dynamischeren Rhythmuseinschüben.

Die kanadische Gruppe Le Carré des Lombes setzt die beeindruckende Grundidee der Choreographie "Concerto grosso pour corps et surface métallique" mit vielen fragenden Blicken nach oben um. Die zunehmende Lautstärke ihrer Bewegungen lässt sie frösteln. Immer wieder reiben sie sich in ihrer grau-glitzernden Kleidung wärmesuchend die Hände oder ihre nackten Arme. Erst als eine einzelne Tänzerin in rotem Kleid unsicher hereinkommt, sich demonstrativ die Ohren zuhält, mit Unbehagen umschaut und endlich zaghafte Tanzschritte wagt, halten die Anderen inne und Stille breitet sich aus.

Viele interessante Momente hält das kurze, einstündige Tanzstück bereit. Die Idee der Klangerzeugung ist faszinierend und bietet viele Möglichkeiten. Die Choreographin und Tänzerin Danièle Desnoyers stellt sie vor, verzichtet aber darauf sie in einen größeren Zusammenhang zu setzen. So bleiben viele einzelne, spannende Ansätze und Eindrücke, denen man die gemeinsame, überzeugende Überschrift und eine Weiterführung wünscht.

Birgit Schmalmack vom 27.4.03