Donnerstag - die Fürsten


[Image]Hamburgtheater.de

Die Wahrheit des Spiels

Durch eine neonbeleuchtete Kühlschranktür betreten die beiden Schicksalsgenossen ihre Dachkammer, in der sie seit Jahrzehnten gemeinsam hausen. Sie haben viel zusammen durchlebt. Jetzt blicken auf mehr Vergangenheit zurück als noch Zukunft vor ihnen liegt. Ihre Kleidung weist viele Löcher auf. Sie haben beide erfolgreichere Tage gesehen. Dennoch können sie sich nicht durchringen von der Bühne des Lebens zu treten. Sie standen auf den Brettern, die die Welt bedeuten und haben Ruhm und Erfolg genossen. Sie haben so viele Rollen gespielt, dass sie sie nicht mehr von den Wahrheiten in ihrem eigenen Leben unterscheiden können. Sind es Lügen gewesen, die ihr Leben bestimmt haben oder war es das Spiel, das zur Wahrheit geworden ist? Haben sie wirklich geliebt und gekämpft oder waren es nur ihre Bühnenfiguren? Sie, die schon in so vielen Jahrhunderten das Leben gespielt haben haben, finden keine Zeit für ihr persönliches Abtreten. Immer gibt es noch die Hoffnung auf eine neue Liebe, auf ein neues Spiel, auf einen neuen Erfolg.

Frank Gruppe ist der glanzvolle Mittelpunkt dieses Zweipersonenstückes (mit: Ludger Haninger) im Monsuntheater, das sich niemand, der an hervorragendem Schauspielertheater interessiert ist, entgehen lassen sollte. Solch schauspielerisches Talent aus der Nähe zu beobachten ist für jeden Theatergänger das reinste Vergnügen. Diese übersprühende Spielfreude zu beobachten ließ die versammelten Zuschauer glücklich strahlend zurück. Wenn man so spielen kann, ist es wahrhaftig egal, ob er die Wahrheit erzählt oder lügt. Diesem Schauspieler glaubt man gerne alles. Regisseur René Braun lässt in seiner konzentrierten Inszenierung des Stückes "Donnerstag. Die Fürsten" von Helmut Krausser viel Raum für die Darsteller. Geschickt trifft er seinen Kern, indem er die Schauspieler spielen lässt.

Birgit Schmalmack vom 8.11.05

www.hamburgtheater.de