Butterbrot


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Mut immer wieder den selben Fehler zu machen

Wie soll eine zeitgemäße Beziehungskiste heute mit Leben gefüllt werden? Ist das Altmodell der Ehe heute noch passend für die individualistischen Glücksansprüche des Einzelnen? Immer höhere Scheidungsraten lassen nach Alternativen Ausschau halten. Die beziehungsenttäuschten Freunde Stefan (Nicolas König) und Martin (Oliver Hörner) haben einen Gegenentwurf ausprobiert: Sie bilden seit drei Jahren eine glückliche Männer-WG, die sie durch Frauenfreundschaften nicht stören lassen wollen. Das Ende der Ehe des Bekannten Peter (Joshy Peters) bestärkt sie in ihrer Wahl. Dies scheint eine Erfolgsgeschichte, zumindest solange bis Martin wieder einmal auf seine "große Liebe" trifft. Um Mut geht es in "Butterbrot" von Gabriel Barylli im Hamburger Sprechwerk. Um Mut zu Veränderungen, um Mut auch immer wieder den selben Fehler zu machen.

Die drei Männer stehen an einem Punkt der Neuorientierung. Der Schauspieler Stefan empfindet seine Mühen einem hüstelnden Abonnementpublikum Shakespeare nahe zu bringen nur noch als vergebliche Belastung. Er fasst den Mut zur Kündigung. Der Schuhladenbesitzer Peter ist nun ein freier Mann und der Architekt Martin verliert alle Bedenken vor einer Heirat.

Autor Gabriel Barylli versteht es wie stets in seinen Stücken und Filmen ("Honigmond", "Ich kaufe mir einen Mann") Themen der Zeit aufzugreifen und gekonnt umzusetzen. Ist die schon drei Jahre glücklich währende Wohngemeinschaft von Stefan und Martin ein neues Gegenmodell zur herkömmlichen Ehe, die Peter gerade abgelegt hat? Der gefrustete Ex-Ehemann mag noch zustimmen, doch der frisch verliebte Martin packt schon die Koffer. Man muss mit allem rechnen, auch mit dem Schönen, weiß der lebensklug gewordene Peter am Ende.

Die peppige, intelligente Boulevardkomödie "Butterbrot" wird in dem sympathischen Hinterhoftheater professionell auf die Bretter gebracht. Mit drei sehr souverän agierenden Schauspielern werden alle Pointen genau auf den Punkt gebracht. Es stimmt jeder Tonfall. Blacks und die frischen Zwischenmusiken markieren schlicht aber wirkungsvoll den Szenenwechsel in dem Männerhaushalt. Die Bühne ist mit Bartisch, Sofalandschaft und Schreibtisch für alle Anforderungen perfekt ausgestattet. Diese Inszenierung ist ein Grund mehr dem Hamburger Sprechwerk einen Besuch abzustatten.

Birgit Schmalmack vom 30.12.04


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