Frosch


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Traurige Egoisten

Peter (Max Mayer) und Hubert (Clemens Dönicke) sind zwei studierte und flott gestylte, junge Männer. Nichtsdestotrotz fühlen sie sich einsam, zerrissen und ihren Trieben ausgeliefert. Humbert sieht in der Welt nur Löcher, in die er seine Lust entladen möchte. Vielleicht möchte er so nur verhindern, dass er in dem einen großen schwarzen Loch verschwindet. Unter wachsendem Drogeneinfluss schaffen sie es kurzfristig sich für die Avantgarde zu halten. Bühnenbildnerin Monika Rovan zeigt die Löcher als aneinander gereihte schwarze Schallplatten, die die Plattform für Peter und Humbert im Thalia in der Gaußstraße auskleiden.

Diese traurigen Egoisten treffen sich zu einem gemütlichen Herrenabend. Um die Zeit zu vertreiben, bestellen die Beiden eine Nutte (Doreen Nixdorf), die sie allerdings mit ihrer überlegenden Professionalität geschickt gegeneinander ausspielt. Unter dem Erfolgs- und Zeitdruck versagt das beste Stück. Statt Lust kommt es zu einem Streit mit gegenseitigen Schuldvorwürfen. Die Nutte kassiert ab und verschwindet. In so einer Situation sollte jeder einen "Frosch" haben, damit man auf der Looser-Leiter nicht ganz unten steht. Dieser unsichtbar bleibende Felix Frosch ist ein Bekannter von Humbert, der sich stets bemüht zeigt, aber zum Glück für die beiden anderen nie erfolgreich ist.

Regisseurin Christina Eder nimmt die beiden Männer ernst und entlarvt sie gleichzeitig. So setzt sie den Text der Autoren Hakon Hirzenberger und Paul Harather auf amüsante und hintergründige Weise um. Sie lässt die nackten Tatsachen sprechen. Während sie die Nutte in hübsche Spitzendessous verpackt, baumeln bei den Männern die Geschlechtsorgane unter den Unterhemden. Die drei hervorragenden Darsteller loten jeden möglichen Zwischenton aus und lassen die Abgründe erahnen. So bekommen auch vordergründige Flach-Witzeleien etwas Tragikomisches.

Birgit Schmalmack vom 28.3.05

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