Drei Schwestern


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Von Unkraut überwuchertes Leben

Schon die erste Begegnung zwischen Mascha und Werschinin verheißt Aufregendes: Mascha hat ein leeres Spielbrett auf den schwarzen Tisch gelegt, zwei Spielfiguren aus Klebeband gefertigt und spielt gegen sich selbst. Da tritt Werschinin herein. Sie kann ihre Erregung kaum verbergen, doch spielt scheinbar ungerührt weiter. Werschinin nimmt sich schnell eine der Figuren und mischt ab jetzt mit im Spiel ihres bescheidenen Lebensglückes. Als schmucker Moskauer Offizier ist Werschenin die Idealbesetzung für Maschas Träume von einem Helden, der den Duft der Großstadt in ihr tristes Garnisonsstadtleben mit ihren zwei Schwestern bringt. Einst hielt sie ihren Gatten für geistvoll, doch mittlerweile nur noch für langweilig.

Tatjana Friebus und Marcel Dries machen aus dieser kleinen Szene aufregendes Theater. Ebenso interessant bebildern sie mit der Dritten im Bunde, Nadine Marsian die weiteren Episoden des berühmten Dramas von Tschechow. "Zu den drei Schwestern" fällt dem Regisseur Evgeni Mestetschkin von der "Einfachen Bühne" so viel ein, dass eine Freude ist, die Drei bei der Umsetzung zu beobachten.

Nur ein schwarzer, runder Tisch, der auf den Kopf gestellt ist, steht auf der leeren Bühne im Monsun Theater. Eine große Rolle Kreppklebeband und ein paar Zeitungen vermögen mühelos weitere Personen und Requisiten zu ersetzen. Die drei Schauspieler nehmen auf einem der zwei Stühle am Spielrand Platz, bis ihr nächster Einsatz kommt, zu dem sie auf die Bühne sprinten. Turnschuhe scheinen das passende Schuhzeug für diese sportliche Darstellungsleistung. Blitzschnell schlüpfen sie in die nächste Rolle und in die nächste Situation. Besonders der unbedingte Spieleinsatz von Tatjana Friebus und ihr ausdrucksstarkes Mimik- und Körperspiel beeindrucken.

Im Verlaufe ihrer Beziehung müssen Mascha und Werschinin ihren Spielraum immer weiter abzirkeln. Regisseur Mestetschkin braucht dazu keine Worte: Ein "Zeitungstanz" reicht ihm um zu zeigen, wie die beiden sich unter immer schwierigeren Bedingungen (auf einer immer kleiner gefalteten Zeitungsseite) begegnen können. Im Schnelldurchlauf verkürzt der Regisseur so das große Drama von Tschechow um die Enttäuschungen der drei Frauen auf gut eineinhalb, sehr kurzweilige Stunden voller Ideen und Emotionen.

Birgit Schmalmack vom 25.1.05