Stateless


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Mitreißende Spurensuche

Ein 42-seitiger Brief, das war alles was Dan Wolf von seinem Großvater als Erinnerung hatte. Mit ihm macht sich der junge Mann, der in Amerika aufgewachsen ist, auf die Spuren seiner Vergangenheit in Deutschland. Kein einfaches Unterfangen für den jungen Juden, denn er kann in Deutschland nur wenig mehr als ein Land der Nazis sehen, die seinen Urgroßvater umgebracht haben. Als solidarische Verstärkung hat er sich den Farbigen Tommy Shepherd mit an die Seite genommen. Viele Gemeinsamkeiten haben die beiden in ihrer Geschichte entdeckt: Schwarze galten in Amerika als unterprivilegierte Rasse, genau wie die Juden in Deutschland. Doch anders als für Dan hatte dies für Tommys Familie keine tödlichen Konsequenzen. So kann sich sein Freund unbefangener dem Thema der Spurensuche widmen. Sie tun es beide auf einem besonders amerikanischen Weg: mit Hip-Hop-Songs, in deren Texten sie ihre Fragen, ihre Wut und ihren Hass in einen mitreißender Rhythmus kleiden. Nicht alles davon wird das deutsche Publikum im Monsuntheater verstanden haben, denn die beiden tun das in englischer Sprache. "Deutsch kann nur ich nur im Notfall", bemerkt dazu Dan.

Der vielseitige Tommy springt in die verschiedensten Rollen, um die Historie in Hamburg für Dan wieder lebendig werden zu lassen. Gleichzeitig ist er eine höchst lebendige Rhythmusmaschine. Er ersetzt mit seinem Mund ein ganzes Orchester. Er ist es auch, der dem Abend ein wenig der Spannung nimmt, wenn die Vergangenheit für Dan und die Zuschauer fast unerträglich wird.

Eine sehr geschickte Mischung haben die beiden Künstler so angemixt. Mit der coolen Musik und der Entertainment-Talent von Tommy öffnen sie die Augen und Ohren für Dans Geschichte, von der die Zuschauer schnell merken, dass sie ebenso die ihre ist.

Birgit Schmalmack vom 29.8.06