Richard III.


www.hamburgtheater.de

Aufbruch ins Ungewisse

Die Rückwand der Bühne ist aus Pappkartons gebaut. Auf der rechten Seite sind sie mit Bildmotiven beklebt. Verschiedene Landschaftsmotive sind erkennbar. Doch die Puzzleteile, die zu einem Bild passen könnten, sind durcheinander geraten. Genau so wie das Leben der zwei jungen Frauen, Cat (Kristina Prause) und Sophie (Astrid Gieske). Knapp zwanzigjährig versuchen sie ihr Leben neu zu sortieren. Immer wieder zieht Cat einen der Kartons heraus und schiebt ihn an einen andere Stelle. Doch ein Gesamtmotiv will sich nicht ergeben.

Auch ganz am Schluss der Entwicklungen, von denen Stella Feehily in ihrem Stück "Duck" erzählt, ist ein gerader Weg nicht erkennbar. Die Beiden haben sich zwar zum Weggehen entschieden und nun sitzen auf gepackten Koffern. Aber ihr Taxi, auf das sie warten, will einfach nicht kommen.

Einiges haben sie hinter sich gelassen: Cat einen gewalttätigen, kriminellen Freund und einen älteren Liebhaber. Sophie ihre keifende Familie, die jeden ihrer Schritte überwachte. Ob die Freundinnen ihren Weg in Zukunft gemeinsam gehen werden, scheint sehr ungewiss; zu unterschiedlich ist ihre Herangehensweise an ihre Zukunft. Sophie will ihre Chance auf ein interessantes Leben durch ein Mehr an Bildung erhöhen. Sie will studieren. Cat sieht darin keinen Sinn, sie jobbt lieber in Bars. Sie ist sehr empfänglich für die Komplimente und Versprechungen, die sie von den Männern zu hören bekommt. Ihr Wohlgefühl misst sich an der Anerkennung die sie für ihre Attraktivität bekommt. Sophie genügt das nicht. Dafür schätzt sie ihre Unabhängigkeit zu sehr.

Die University Players haben unter der Regie von Ulrike Biskup eine höchst sehenswerte Inszenierung vorgelegt. Die Bühne nutzt das offene Halbrund, das das Audimax bietet geschickt aus. Verschiedene Ebenen und offene Räume deuten unterschiedliche Spielwiesen für die ineinander übergehenden Szenen des Stückes an. Beeindruckend ist auch das schauspielerische Niveau, auf dem die Studenten fast durchweg agieren. Besonders die beiden Hauptdarstellerinnen sind hervorragend besetzt. Cat nimmt man das um Anerkennung suchende, liebe Mädchen, das von Zeit zu Zeit aufbegehrt, in jeder Sekunde ab. Sophie ist ebenso überzeugend in der Rolle der aufbegehrenden Tochter, die um ihre Selbständigkeit ringt.

Birgit Schmalmack vom 27.1.07