Liebe und Geld


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Kritik
von
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Abendblatt

Liebe in Zeiten des Kapitalismus

David (Daniel Hoevels) und Jess (Susanne Wolff) lieben sich. Auf ihrer Hochzeit fühlen sich ihre Gäste fast als Eindringliche in ihre Zweisamkeit. Schon etwas betrunken von ihrem Glück und vom vielen Rotwein, erzählt die Braut am langen Festtisch von ihrem tief empfundenen Glauben an die Schöpfung. Doch Jess wird ihr sinnliches und übersinnliches Glück auf Dauer nicht ausreichen. Sie will immer mehr Sachen besitzen, die ihre Zufriedenheit auch sichtbar machen sollen. Ihre Schulden belasten zunehmend die junge Ehe. Statt über Liebe redet das Paar nur noch über Geld. Jedes Gefühl wird von dem Schuldenberg erdrückt. Jess begeht schließlich Selbstmord, dem David durch Nichteingreifen Beihilfe leistet.

Der britische Autor Dennis Kelly bettet diese Liebesgeschichte in einen gesellschaftlichen Kontext, der von biederen Familienvorstellungen der Eltern (Stephan Schad, Sandra Flubacher), der Geldgier von Davids Ex-Freundin (Victoria Trauttmansdorff) und der am reinen Lustkonsum orientierten Geilheit ihres Liebhabers (Hartmut Schories) erzählt.

Bühnenbildnerin Katja Haß hat dafür auf die Drehbühne einen offenen Wohnkubus gestellt, der in Davids und Julies Leben Einblick gewährt. Wenn die Personen nicht in der Wohnung zu Besuch sind, sitzen sie als Zuschauer auf Gartenstühlen in dem umgebenden Kieselbett und beobachten das Paar. Der Text liefert nur Schlaglichter. Erst durch die einfühlsame, präzise Inszenierung von Stephan Kimmig und die exzellenten Schauspieler wird im Kopf der Zuschauer daraus eine die Geschichte einer Liebe, die von einer kapitalistisch gepolten Gesellschaft zerstört wird.

Birgit Schmalmack vom 26.3.09