John Gabriel Borkmann



Unbedingter Wille zur Macht

John Gabriel Borkmann wollte die Macht. Kein Hindernis durfte sich ihm dabei in den Weg stellen. Die Liebe zu einer Frau - ausgerechnet zu der Schwester seiner Ehefrau - wurde umstandlos aus dem Weg geräumt. Er hatte höhere Ziele: Er wollte Menschen, Gelder, Maschinen, Schiffe in Bewegung setzen. Fast hätte es geklappt. Doch kurz vor der Erfüllung seiner Wünsche verriet ein vermeintlicher Freund seine Machenschaften jenseits der Legalität. Borkmann wanderte ins Gefängnis. Er zerstörte nicht nur seine Zukunft sondern auch die seiner Familie. Ihr ruhmreicher Name wurde zu einem Schandmal für seine Frau und seinen Sohn.

Nach Verbüßung seiner Haftstrafe verbarrikadierte er sich acht Jahre lang in seinem Zimmer. Nur das Hoffen auf eine späte Rehabilitation hielt ihn am Leben. Im unteren Geschoss vegetierte seine Ehefrau Gunhild, die wiederum auf eine Wiedergutmachung durch ihren einzigen Sohn Erhard (Felix Lohrengel) setzt. Der Besuch der reichen Schwester Ella bringt mitten im eisig kalten Winter Bewegung ins erstarrte Verhältnis. Sie verfolgt jedoch eigene Interessen: Schwer krank will sie Erhard, den sie einige Zeit nach dem familiären Bankrott zu sich nahm, noch einmal ganz für sich. Da die leibliche Mutter ihn für ihre eigenen Pläne braucht, beginnt ein Machtkampf zwischen den Frauen um Ehrhard, der diesen auf seine Art entscheidet: Er geht mit der jungen, lebenslustigen, schönen Frau Wilton fort.

Wolf-Dietrich Spengler inszeniert ein konzentriertes Kammerspiel der Verstrickungen zwischen den vier Personen. Auf der Drehbühne mit den verschneiten Zimmern der verstrittenen Eheleute gerät Uwe Friedrichsen zur Seele des Dramas. Er verkörpert den machtgierigen Patriarchen sehr glaubhaft. Elfriede Irrall ist eine geisterhafte, störrische, alte Dame, die ganz ihrem Gram lebt. Thekla Carola Wied gibt die kapriziöse, liebende Grand Dame, die mit viel sichtbarem Energieaufwand für ihren bescheidenen Anteil am Glück kämpft.

Nach der Pause findet die Aufführung den Mut zu starken, einprägsamen Bildern, die sich auf das Wesentliche reduzieren. Sie schränken jeden überflüssigen Aktionismus ein und legen vielmehr die inneren Zustände der Menschen schonungslos offen.

Birgit Schmalmack vom 31.8.09